Hjalmar und Frank

Teil 8


Frank angelte nach dem Telefon, tippte die bekannte Nummer ein und hörte die fröhliche Stimme von Monika, die sich um den Papierkram der kleinen Personalabteilung kümmerte. Kurz erklärte Frank, dass er gestürzt sei und sich die Hand gebrochen habe und das er den Krankenschein per Post zuschicken würde. Monika wünschte ihm alles Gute und schon war dieser Teil erledigt.

"Die steckt in meiner Brieftasche und du kannst sie nachher mit runternehmen." Vorsichtig drehte sich Frank zu Hjalmar um und grinste. "Also, nimm dich vor mir in acht, bei dir ist besonders viel zum Anknabbern dran, da du ja ein Riese bist."

"Grrrrrrrrrr." Spielerisch knurrte Hjalmar Frank an, krabbelte halb über ihn und drückte ihn sanft wieder in die Kissen. Ganz dicht vor dessen Gesicht sagte er:

"Dann pass auf! Du weißt, dass man den bösen Riesen Jungfrauen zu opfern pflegt, um sie zu beruhigen."

"Dann musst du dir noch eine Jungfrau suchen. Ich sehe hier nämlich keine", erklärte Frank leise und versuchte dabei seinen unruhigen Atem, durch Hjalmars Nähe verursacht, zu verbergen. Er blieb einfach unter dem großen Mann liegen, sah ihm in die Augen und wünschte sich nichts mehr, als von diesem geküsst zu werden.

Hjalmar richtete sich ein wenig auf, stutzte kurz und begann dann zu lachen. "Ach ja, ich vergaß, du hast ja schon mal ein Mädel flachgelegt. Na gut, nehme auch wenig gebrauchte Jungmänner." Sein Grinsen war diesmal weniger lustig als liebevoll.

"Hmm, ich würde da einen kennen", grinste Frank Hjalmar an. "Aber kann man den Riesen sich selber opfern lassen...?" Dieses Lächeln, dachte Frank. In dem könnte ich versinken. Er traute sich plötzlich nicht mehr Hjalmar zu küssen, obwohl sie das ja nun doch schon getan hatten. Plötzlich war da diese Schranke und diese kannte er nur zu gut. Immer wenn Frank dabei war, sich zu verlieben, bekam er Angst und bei Hjalmar war diese Angst sicherlich berechtigt. Auch wenn sie sich geküsst hatten, hieß das noch lange nicht, das Hjalmar sich mit Frank einlassen würde.

"Hä?", fragte Hjalmar wenig verstehend. "Wie? Den Riesen sich selber opfern lassen? Huh, wenn du wüsstest, wie wenig Jungfrau ich noch bin." Nun grinste er wieder so breit, dass seine Ohren Besuch bekamen.

"Ähm?" Frank räusperte sich hörbar. "Willst du mir damit sagen, du hast schon mal mit einem Mann geschlafen?" Nun war der junge Fliesenleger vollends verwirrt. Da er fest angenommen hatte, einen heterosexuellen Mann über sich zu haben und keinen bisexuellen.

"Nö, aber was nicht ist, kann ja noch werden, oder? Ich meinte damit nur, dass ich schon einiges im Bett erlebt habe." Hjalmar ließ sich nun rückwärts in die Kissen fallen. "Und nicht nur im Bett." Wieder dieses breite Grinsen. "Oh man, du musst mich ja jetzt für ein Sexmonster halten", grinste er in Franks Richtung.

"Weniger", antwortete Frank. "Eher glaube ich, dass du einen gut ausgeprägten Sextrieb hast." Wieder kam der Fliesenleger ins Grübeln. Jetzt war er vollends durch den Wind, denn soeben hatte Hjalmar angedeutet, dass er es schon mal mit einem Mann ausprobieren würde. Also neugierig war er auf alle Fälle, das stand fest. Es brachte nichts, sich weiter darüber Gedanken zu machen und so griff Frank nach den Fernbedienungen und spulte den Film auf Anfang zurück, da er nichts davon mitbekommen hatte.

"Klar habe ich einen gesunden Sextrieb. Du nicht?"

"Kommt auf den Mann drauf an und auf das, was davor passiert ist. Ich hatte mal mehr Sex, bevor ich..." Frank verstummte und wich Hjalmars Blick aus, indem er auf den Bildschirm schaute.

"Verstehe", murmelte Hjalmar und griff nach Franks gesunder Hand, um sie mit einem beruhigenden Händedruck einfach nur festzuhalten.

Frank schloss die Finger um Hjalmars. Der große Mann hatte ihn verstanden und war nun einfach nur für ihn da und genau dieser Charakterzug machte es Frank unwahrscheinlich schwer, sich nicht noch mehr in Hjalmar zu verlieben. Vorsichtig rutschte er näher an den Riesen, bettete einfach den Kopf auf dessen Brust und ließ sich von den Filmbildern berieseln.

Vorsichtig entzog Hjalmar Frank seine Hand und legte den Arm um seine Schulter. Unbewusst streichelte seine Hand über Franks nackte Schulter, denn das viel zu große T-Shirt war verrutscht und hatte die schmale Schulter freigegeben.

Warme Schauer rollten durch Frank. Er spürte Hjalmars Finger auf seiner Schulter, auf seiner Haut und es gefiel ihm. Hjalmars Hände waren warm, trocken und vor allen Dingen groß. Von diesen liebevollen Pranken würde er wohl nie genug bekommen können und er fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn eben diese sein Glied umfassten. Ein Zittern erfasste den Fliesenleger, als er sich bei diesen Träumen erwischte, denn soeben hatte er sich vorgestellt, wie es sein könnte, wenn er sich nackt an Hjalmars Haut schmiegen würde und sich bei der Frage ertappt, wie gut der Riese wohl ausgestattet war.

Hjalmar bemerkte das Zittern und fragte leise: "Ist dir kalt?" Ohne eine Antwort abzuwarten zog er die Decke höher über Franks schmalen Körper. Dann sah er ihn einen Augenblick an. "Hast ja auch nichts auf den Rippen. Na ja, solange du bei mir unterkriechst, werde ich dich ein bisschen aufpäppeln." Er strich ihm in eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht, ließ aber die andere Hand, wo sie war.

"Ein bisschen", antwortete Frank. Er konnte ja schlecht zugeben, welcher Art von Gedanken er gerade nachhing.

"Woher soll ich denn auch was auf den Rippen haben, bei meinem Job. Sind alles nur Muskeln", erklärte er grinsend. "Aber ich lass mich gern von dir verwöhnen. Ich muss mir nur was einfallen lassen, wie ich an frische Unterwäsche komme. Deine wird mir ja zu groß sein. Schade eigentlich..."

"Kannst ja Abnäher reinmachen", grinste Hjalmar, doch dann wurde er ernst. "Wenn du mir deine Schlüssel gibst, kann ich bei dir vorbeifahren und Klamotten holen, wenn du willst. Und ob das alles Muskeln sind, werde ich bei Gelegenheit genau überprüfen, bis dahin stehst du noch unter Thomas' Schutz, aber der währt ja nicht ewig." Wieder dieses Lausbuben-Grinsen.

Ein leichtes Rot überzog Franks Wangen und er spürte, wie ihm ganz heiß wurde. Mit diesem Satz hatte er nie im Leben gerechnet und nun musste er auch noch eine passende Antwort finden. Normalerweise war er ziemlich schlagfertig, doch jetzt hatte ihn sein Gehirn verlassen und so nickte er einfach nur: "Ja, wäre nett, wenn du mir ein paar Sachen holen könntest und du meinen Hamster gleich mal mit frischem Futter versorgst. Der Kleine ist jetzt ganz allein."

"Mache ich doch glatt." Er überlegte einen Moment, dann sah er auf die Uhr. "Hm, Thomas macht gleich die Praxis dicht, Mittagspause. Ich werde mal runtergehen und fragen, ob eine von den beiden Grazien hochkommen kann und dir ein bisschen Gesellschaft leistet. Wie gesagt, ich setzte mich ja über einige von Thomas' Anweisungen hinweg, aber ganz allein möchte ich dich doch noch nicht lassen. Welche hättest du denn lieber? Hiltraud oder Mareike?"

"Ich kenne ja nur Hiltraud, also sie." Frank schmiegte sich noch einmal an Hjalmar, ehe er den Riesen aufstehen ließ. "Im Kühlschrank liegt Chicoree, den mag Stupsi ganz besonders gern. Aber sei vorsichtig, du riechst anders. Es könnte also passieren, dass er dich beißt."

"Wenn er mich beißt, beiße ich zurück", antwortete Hjalmar grinsend. Dann ließ er sich noch erklären, wo er das Futter und saubere Wäsche fand. Mit Franks Schlüssel bewaffnet trat er an Bett, strich ihm noch mal durchs Haar und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Als er schon halb die Treppe runter war, drehte nochmals um, lugte über den Fußboden hoch und fragte: "Muss du noch mal auf Toilette? Sonst musst du nachher vielleicht mit Hiltraud gehen."

Am liebsten hätte Frank Hjalmar zu einem richtigen Kuss an sich gezogen, ließ es dann aber bleiben und nickte etwas betreten. "Ist vielleicht besser, wenn ich noch mal gehe."

Vorsichtig schwang er die Beine aus dem Bett und tapste bis zur Treppe, die er dann langsam, da ihm doch leicht schummrig war, hinabstieg, sich dabei am Geländer festhaltend.

Hjalmar blieb wie in der Nacht zuvor vor der geschlossenen Tür stehen und wartete, angespannt auf die Geräusche im Bad achtend. Kurz darauf kam Frank wieder heraus und er begleitete ihn zurück ins Bett. Bei dieser Gelegenheit holte er noch einen Matchsack und eine große Reisetasche aus dem Kleiderschrank. "Bin bald wieder da, Kleiner, lauf nicht weg", bat er lächelnd. Dann verschwand er runter in die Wohnung, schnappte sich seine Jacke und den Helm und stürmte die Treppe runter in Thomas' Praxis.

"Keine Sorge, ich bleibe hier", versprach Frank und schob sich unter die weiche Bettdecke. "Dein Bett ist einfach zu bequem, um es freiwillig zu verlassen."

Als er kurz darauf den Helm in Hjalmars Hand sah rief er ihm noch nach. "Fahr vorsichtig!", dann war er auch schon allein. Er vergrub das Gesicht in dem Kissen und atmete tief Hjalmars Geruch ein, dann kuschelte er sich ein und begann endlich den Film zu sehen, der schon wieder ein ganzes Stück gelaufen war.

 

Grinsend streckte Marko den Daum nach oben und deutete seinen Kumpels an, dass sein Bruder nicht zu Hause war. Diesmal hatten sie ihn wohl mal wirklich erwischt. Denn bei all den anderen Malen, war die Schwuchtel von einem Bruder am nächsten Tag schon wieder zu Hause gewesen. "Ganze Arbeit, Jungs!", lachte er und strich sich über die Glatze. "Das wird ihm hoffentlich eine Lehre sein."

Hjalmar kickte den Seitenständer seiner MotoGuzzi raus, zog den Zündschlüssel ab und stieg ab. Neugierig sah er sich um. /Typische Arbeitergegend/, dachte er. /Kein Wunder wenn hier die Neonazis aufblühen. Wenig Geld, hohe Arbeitslosigkeit, keine Aussichten auf Arbeits- oder Lehrstelle, da kommen einem schon komische Idee. Aber warum muss man deshalb andere zusammenschlagen?/, fragte er sich zum wiederholten Male.

Dann kramte er die Taschen aus den Sidebags und ging auf das Haus zu, dessen Nummer ihm Frank genannt hatte.

Marko lief gerade über die Straße, als er das Motorrad erblickte und blieb neugierig stehen. Er hatte eine kleine Schwäche für schnelle Bikes und würde sich irgendwann mal eines nehmen, wenn das richtige kam. War dies der passende Moment? Er pfiff einmal kurz durch die Zähne und nickte in Richtung der MotoGuzzi um seine Kumpels aufmerksam zu machen. Dann stutze der Arbeitslose, als der Fahrer sich in Richtung Eingang des Hauses bewegte, in dem sein verkommener Bruder wohnte.

"Der wohnt doch überhaupt nicht dort", kommentierte Chris neben ihm durch zusammengebissene Zähne. Murrend betrachtete dieser die Chipstüte, die ihm partout den Inhalt verweigern wollte und auch seinen Zähnen stand hielt. "Aber tolles Bike."

Hjalmar sah sich um, sah einige zwielichtige Gestalten, die seinem Bock ziemlich nahe kamen, für seinen Geschmack zu nah. Er blieb stehen, blickte zu den Typen, dann nahm er den Helm ab und schüttelte seine schulterlangen Haare aus. Nochmals sah er sich um, dann trat er endgültig vor das Haus und besah sich die Klingelknöpfe. Ah ja, hier war es ja, Rebner, dritter Stock. Hjalmar kramte in seiner Tasche nach Franks Schlüsselbund und schloss die Haustür auf.

Marko brummte nur etwas unwilliges und riss Chris die Chipstüte aus den Händen. Er klemmte sie sich zwischen die Knie, bis ein lauter Knall durch die von Hochhäusern umstellte Straße hallte. Die nun aufgeplatzte Tüte reichte er an Chris zurück. Ihm war egal, dass die Hälfte der Chips sich auf dem Asphalt ergossen. Sein Blick galt alleine der Maschine und er grübelte, wie er an diese herankam. Zusammenrasseln wollte er mit dem Fahrer bestimmt nicht, denn auch wenn sie zu dritt waren, hätten sie wohl keine Chance gegen ihn.

"Sag mal, spinnst du?", fauchte Chris den anderen an. "Die wollte ich essen und nicht von der Straße runtersuchen."

"Leck mich!", knurrte Marko zurück und überquerte die Straße. Gemütlich lehnte er sich gegen eine Straßenlampe, die in der Nähe des Bikes stand und schaute auf die geputzte Maschine, die ihm wirklich gefiel.

"Arschloch", schnauzte Chris zurück. Wütend starrte er auf seine Chips. "Wegen dir muss ich mir noch eine Tüte holen."

Ohne eine Antwort auf den Vorwurf abzuwarten, der sowieso nicht kommen würde, ging er mit weitausgreifenden Schritten zum gegenüberliegenden Kiosk auf der anderen Straßenseite. Dort erstand er eine weitere Tüte und hatte dieses Mal weniger Probleme, an den begehrten Inhalt zu kommen. Chipsfutternd sah er zu Marko, der wie hypnotisiert auf das Bike schaute.

So etwas würde der sich nie leisten können, und wenn er noch so begehrlich schaute, dachte sich Chris hämisch. Sein Blick streifte das Haus, in dem dessen Bruder wohnte. Eigentlich hatte er nichts gegen diesen, außer dass der schwul war. Wie konnte man schwul sein, wenn es der Bruder nicht war?

Sich einen Schwanz hinten reinzuschieben war doch das Letzte!

Plötzlich stutzte der junge Mann in der grünen Tarnkleidung. Eilig ging Chris zu Marko zurück.

"Ich glaube, dass der Besitzer von dem Bike in der Wohnung deines Bruders ist", teilte er seine Beobachtung mit.

Hjalmar sah sich in der kleinen, aber sehr ordentlichen Wohnung um. Grinsend stellte er fest, dass die Einrichtung allem Anschein nach komplett aus dem IKEA-Katalog zu stammen schien. /Sieh aber verdammt gemütlich aus/, stellte er fest. Dann begann er die gewünschte Kleidung aus den Schränken zusammenzusuchen. Als er damit fertig war, sah er sich nach dem Hamsterkäfig um, den er dann neben dem Sofa auf einem kleinen Beistelltischchen entdeckte. Vorsichtig rappelte er am Käfig und wurde gleich darauf von neugierigen Knopfaugen gemustert. "Na, Kleiner, willst du ein Leckerchen?", fragte Hjalmar und hielt im ein Stück Chicoree hin, welches er wie beschrieben im Kühlschrank gefunden hatte. Einen Moment sah er zu, wie der Hamster immer zwischen der Leckerei und Hjalmar hin und her sah, dann aber anscheinend sein Magen den Ausschlag gab.

Kurz überlegte Hjalmar, räumte dann den bereits gepackten Inhalt der Reisetasche in den Matchbeutel um und stellte dafür kurzerhand den Hamsterkäfig hinein. "Ich glaube, es ist besser, ich nehme dich mit, Kleiner. Wenn dein Herrchen in meinem Bett schlafen kann, dann kannst du auch darunter schlafen und musst hier nicht alleine bleiben." Dann packte er noch die Dose mit Futter, die unter dem Tisch stand mit in die Tasche und stand auf. Als er am Fenster vorbeikam, warf er einen Blick hinaus auf die Straße. Die glatzköpfigen Typen schlichen immer noch um seinen Bock herum. /Fass meine Lady an und du bist tot, Kerl/, dachte Hjalmar grimmig und machte sich auf den Weg nach unten. Als er am Badezimmer vorbeikam, fiel ihm ein, dass Frank sicher auch Wasch- und Rasierzeug gebrauchen könnte. Also betrat er kurzentschlossen das Bad, suchte zusammen, was er für nötig hielt und wollte gerade wieder hinaus, als sein Blick auf die Innenseite der Tür fiel. Dort klebte das Bildnis eines fast nackten Mannes, nur mit einer kurzen Jeans bekleidet, die sehr offenherzig war, aber doch alles verbarg. Verträumt strich Hjalmar über das Poster. /Genauso schön wie Frank/, dachte er. /Toktoktok, Asgård, jemand zu Hause? Wovon träumst du nachts?/, fragte eine kleine, gehässige Stimme in seinem Kopf und eine andere antwortete vehement: /Ab heute bestimmt von Frank./ Mit einer unwirschen Handbewegung wischte er diese Gedanken weg, sammelte die Sachen zusammen, verschloss die Wohnung wieder ordentlich und verließ das Haus.

Marko wollte sich gerade dem Bike nähern, da er versuchen wollte, ob sich das Lenkerschloss eines großen Motorrads genauso leicht knacken ließ, wie das eines Rollers, als er Chris' Worte hörte.

"Was?", fuhr er auf und schaute nach oben, doch er konnte nichts mehr erkennen. "Hast du den wirklich in der Wohnung gesehen? Ob's ein Bulle ist? Oder der Macker meines Bruders? Wenn's ein Bulle ist, dann haben die anderen es tatsächlich geschafft."

Chris schüttelte den Kopf.

"Was weiß ich, was das für ein Typ ist. Nur ob die in zivil mit so 'ner Maschine kommen, bezweifle ich. Vor allen Dingen nicht in die Gegend. Die Bullen kommen maximal mit 'nem Streifenwagen."

Unbeeindruckt von Markos Aufregung aß er geräuschvoll einen Chips nach dem anderen. Er konnte sich in das Zeug hineinsetzen. Er liebte es. Was er sich fragte, war, warum Marko so darauf erpicht war, unbedingt seinen Bruder zum Krüppel zu schlagen. Okay, der Typ war bis unter den Stehkragen schwul, aber es war sein Bruder.

Als wenn Marko was zu beweisen hätte, dass er nicht schwul war...

Chris warf einen kurzen Blick auf den eigentlich dunkelhaarigen Mann. Im Grunde konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Freund schwul war. Aber wer wollte das so genau schon wissen.

"Vielleicht sein Macker, wer weiß. Kannst ihn ja mal fragen. Nur bei dem brauchen wir mehr Leute."

"Da hast du auch wieder Recht, aber wissen will ich es trotzdem..." Mit dem Kopf nickte Marko in Daniels Richtung, der die ganze Zeit auf einer Treppe am nächsten Hauseingang gesessen hatte, da er auf seine Freundin wartete. Zu dritt hatten sie schon eher eine Chance.

Ruhig schlenderte er zu dem Motorrad rüber und lehnte sich dagegen. Jetzt musste nur noch der Typ auftauchen.

Hjalmar verließ das Haus mit einem unguten Gefühl und es wurde nicht enttäuscht. Da stand der glatzköpfige Typ von vorhin und lehnte lässig an seiner Lady. Langsam, mit vorgerecktem Kopf ging Hjalmar auf ihn zu. Er hatte keine Angst vor dem Typ, der gerade mal halb so breit und um mindestens einen Kopf kleiner als er selber war. Außerdem vertraute er wie immer auf seine Schnelligkeit, seinen schwarzen Gürtel im Taekwando und seine Fertigkeiten im Kendo und Aikido. Sichernd blickte er sich unauffällig um, sah noch einen chipskauenden Kerl in der Nähe und ein ganzes Stück weiter weg, in einem Hauseingang saß noch so ein Kerl, der gut und gerne dazu gehören konnte.

"Heh, Lockenköpfchen, beweg mal deinen Hintern von meiner Lady weg", sagte Hjalmar ruhig, während er langsam näher kam.

Marko reagierte gar nicht auf die Worte des Fremden, sondern sah ihm mit hochgereckter Nase entgegen und blieb einfach stehen, wo er war.

"Was hast du in der Bude meines Bruders zu suchen gehabt?", fragte er trocken und entdeckte das Gepäck, das der Mann bei sich hatte.



weiter

zurück zum Geschichtenindex