Teil 2

Entsetzt starrte ich erst den Bartender, dann den Bärtigen am anderen Ende der Theke an, der mir lächelnd mit seinem Whiskey zuprostete. Woher wusste er, dass ich ihm in Gedanken diesen Namen gegeben hatte? Ich nickte dankend zurück und trank einen Schluck. Als ich wieder aufsah, stand er direkt neben mir.

"Du siehst mich schon die ganze Zeit so nett an, da dachte ich mir, ich komm mal rüber."

Mein Blick hätte wahrscheinlich nicht dämlicher sein können und ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Er hatte also mein Starren doch bemerkt. War wohl doch ziemlich offensichtlich gewesen.

"Verzeihung, ich wollte nicht starren", stammelte ich.

"Hast du doch gar nicht", lachte der Bärtige und setzt sich neben mich.

"Darf ich mich vorstellen? Wilhelm Riecker." Nun war es aus. Jetzt konnte ich mein Erstaunen, ja fast schon Entsetzen, nicht mehr verbergen.

"Wilhelm Riecker?", fragte ich ziemlich dümmlich nach und Riecker lachte.

"Ja, ich weiß, ziemlich viel Parallelen zu Commander Riker aus 'Star Trek', aber mein Name ist älter als die Fernsehserie." Er lachte gutmütig und orderte beim Bartender ein Glas Wasser, da sein Whiskey alle war.

"Muss noch fahren", erklärte er, als er meinen wohl fragenden Blick sah. "Ein Whiskey ist da mehr als genug. Und mit wem hab ich das Vergnügen?", fragte er dann.

"Yan Holster", antwortete ich etwas überrumpelt. "Yan mit Y", fügte ich erklärend an.

"Yan mit Y? Ziemlich ungewöhnlich", bemerkte Riecker und nahm einen Schluck von seinem Wasser. Ich nickte und dann entspann sich eine Unterhaltung über Namen, ihre ungewöhnliche Schreibeweise und auch über die erstaunliche Parallelen zur Fernsehserie. Darüber verging die Zeit und als Will – wir hatten uns lachend auf diese Abkürzung geeinigt – irgendwann auf seine Uhr sah, hob er erstaunt eine Augenbraue.

"Huih, schon ein Uhr. Bettzeit für alte Männer", lachte er, trank sein Wasser aus und machte dem Bartender ein Zeichen, dass er zahlen wollte.

"Alte Männer?", fragte ich verwirrt nach.

"Ja, was glaubst du denn, wie alt ich bin?", fragte Will zurück, während er dem Bartender das Geld hinzählte. Ich zahlte auch gleich, denn wenn Will ging, hatte ich auch keine Lust noch länger zu bleiben. Schulterzuckend gab ich zu: "Keine Ahnung. Darüber hab ich mir aber auch noch gar keine Gedanken gemacht."

Will lachte auf und diese tiefe, warme Stimme ließ eine Gänsehaut über meine Arme laufen.

"Ich bin 43, also schon ein alter Mann und gehöre ins Bett." Er rutschte von seinem Hocker und sah mich fragend an.

"Kann ich dich nach Hause bringen?"

Im ersten Moment wollte ich aus reiner Gewohnheit ablehnen, doch dann überlegte ich mir, dass ich so noch etwas länger Zeit hätte mit ihm zusammen zu sein. Also nickte ich.

Wir stiegen in Wills Auto. Erstaunlicherweise fuhr er nicht, wie ich vermutet hätte, einen großen Wagen oder wenigstens einen Mittelklassewagen, sondern einen kleinen, alten, quietschgrünen Käfer.

"Ich liebe meine Knutschkugel", lachte er. "Er ist dasselbe Baujahr wie ich. Aber im Gegensatz zu mir, hat er weniger Zipperlein." Ich sah Will irritiert von der Seite an.

Wieder lachte er und wieder rann eine Gänsehaut über meinen Körper. "Nun ja", erklärte er mir, "mit dem Alter kommen nun mal die Gebrechen. Aber was erzähl ich dir jungen Mann das?"

"Du siehst aber nicht nach deinem Alter aus", murmelte ich etwas verlegen. "Und so jung bin ich auch nicht mehr, bin schon 26." Ich spürte deutlich, dass meine Wangen rot wurden und schnell senkte ich den Blick.

Der Wagen war ziemlich eng und beim Schalten kam Will öfters mit der Hand gegen mein Knie. Zugegeben, ich hätte mich anders hinsetzen können, aber irgendwie legte ich es darauf an. Jede seiner Berührungen ließ kleine, wohlig Schauer über meinen Rücken laufen. Als wir an einer Ampel warten mussten, legte Will plötzlich seine Hand auf meinen Oberschenkel und streichelte ganz sanft darüber. Ich hätte vergehen können! Mein Herz begann heftig zu schlagen und meine Hände wurden feucht.

Was war das? Wieso machte mich diese Berührungen so an? Will hatte einen Bart! Wahrscheinlich sogar Haare auf der Brust und womöglich sogar auch noch auf dem Rücken! Erstaunlicherweise beschwor diese Vorstellung nicht das übliche Ekelgefühl in mir herauf, eher im Gegenteil. Es machte mich neugierig, wie sich so etwas anfühlte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Seit wann interessierten mich haarige Männer? Und wieso kam ich jetzt auf den Gedanken, darüber nachzudenken, wie sich die Brusthaare eines anderen Mannes anfühlten? Doch da hielt Will schon vor meiner Haustür und ich hörte mich ihn fragen, ob er noch auf einen Kaffee oder ein Glas Wasser mit hoch kommen wolle.

"Zu einem Kaffee würde ich nicht Nein sagen", lächelte er und ich erwiderte es schüchtern. Will beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr: "Du siehst bezaubernd aus, wenn du so schüttern errötest und den Blick senkst." Dabei strich sein Bart ganz leicht über meinen Hals und erneut kroch eine Gänsehaut über meinen Körper und ließ ihn prickeln. Ich war vollkommen verwirrt, deshalb stieg schnell aus. Der Nachtwind kühlte mein heißes Gesicht, aber trotzdem merkte ich, dass ich wohl immer noch einen roten Schimmer im Gesicht hatte.

***

Wir hatten unseren Kaffee getrunken und noch eine ganze Weile geplaudert, bis sich Will dann erhob, um zu gehen.

"Ich denke, ich sollte langsam nach Hause gehen", sagte er, doch ich sprang ebenfalls auf und rief: "Nein!" Erschrocken über meine eigenen Worte schlug ich die Hand vor den Mund und sah Will mit großen Augen an.

"Nein, bitte bleib ruhig noch eine Weile", sagte ich leiser. "Ich würde mich freuen", fügte ich noch leiser hinzu.

Will lächelte und trat an mich heran, legte seine Hände ganz leicht auf meine Hüften, um mich daran sanft dichter zu ziehen. "Ich bleibe gern noch einen Augenblick, wenn es dich nicht stört." Seine Stimme war leise geworden und noch tiefer. Erstaunt blickte ich auf und in seine grauen Augen. Erst jetzt bemerkte ich die Farbe. Sie harmonierte wunderbar mit seinem fast schwarzen Haaren. Aber weiter kam ich in meiner Betrachtung nicht, denn Will senkte seine Lippen auf meine und küsste mich ganz sanft. Ich versteifte etwas – nicht wegen des Kusses, sondern in Erwartung einer ekeligen Berührung des Bartes. Doch die blieb aus. Wills Bart war so kurz geschnitten, dass er mich beim Küssen nicht berührte. Viel zu schnell löste er den Kuss und lächelte mich an.

Etwas entgeistert sah ich ihn an und Will lachte leise auf. "Küsse ich so entsetzlich?", fragte er. Immer noch vollkommen durch den Wind schüttelte ich wortlos den Kopf. Dieser Kuss war, wenn ich ehrlich war, der Himmel auf Erden gewesen und ich wünschte mir nichts mehr, als erneut seine Lippen auf meinen zu spürten und als hätte er meine Gedanken gelesen, küsste er mich erneut.

Meine Hände wanderten wie von selbst auf seine Brust und ich spürte die Wärme seines Körpers durch das Hemd. Aber auch seine Hände waren nicht untätig, denn sie schoben sachte mein T-Shirt hoch und verschwanden darunter. Mir blieb fast die Luft weg. Diese Berührungen elektrisierten mich. Davon wollte ich einfach mehr. Aber was, wenn wir es wirklich bis zum Bett schafften und ich dann unter Wills Hemd einen widerlichen, haarigen Urwald fand? Ich konnte ihn ja schlecht mit den Worten "Tut mir leid, ich mag keine haarigen Männer" wieder aus dem Bett schmeißen.

Doch diese Option stand zur Zeit eh nicht zur Debatte, denn in diesem Moment löste Will den Kuss.

"Ich glaube, ich sollte wirklich gehen." Jedes einzelne Wort traf mich wie ein Hammerschlag. Will wollte gehen und mich so auf- und erregt hier allein lassen? Ja, ich war erregt und die Beule in meiner Hose war schon ziemlich deutlich. Ich weiß nicht, woher ich plötzlich den Mut nahm, aber ich fragte:

"Willst du vielleicht hier übernachten?" Will drehte sich um und sah mich mit erhobener Augenbraue an.

"Ja, wenn es dir keine Umstände macht, würde ich schon gern...."

"Mei-mein Bett ist sehr breit", stammelte ich. War ich gerade dabei einen bärtigen, eventuell auch noch haarigen Mann in mein Bett einzuladen? Nicht, dass ich etwas gegen gelegentliche One-Night-Stands hatte, aber bisher hatte ich sehr sorgfältig darauf geachtet, dass diese ONS garantiert unbehaart waren und eben gerade hatte ich mir so einen 'Yeti' ins Bett geholt. Ich musste doch krank sein. Am liebsten hätte ich mir vor den Kopf geschlagen, aber das würde ja dann doch ziemlich auffallen.

Wieder stand Will direkt vor mir, hatte seine Hände auf meinen Hüften und beugte sich zu einem Kuss zu mir.

"Du bist einfach zu süß, wenn du rot wirst", lachte er leise. Etwas verlegen machte ich mich aus seiner Umarmung frei und ging ins Schlafzimmer, um das Bett zu richten. Plötzlich stand Will hinter mir, zog mich erneut in eine Umarmung.

"Du willst mir aber nicht weismachen, dass ich dein Erster bin, oder?", fragte er leise. Ich lehnte mich mit einem Aufseufzen an ihn und wieder spürte ich diese angenehme Hitze, die von Wills Brust ausging. Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, ich bin keine Jungfrau mehr, wenn du das meinst." Unvermittelt fühlte ich Wills Lippen auf meinem Hals und seinen Bart. Im ersten Moment zuckte ich zusammen, doch dann musste ich kichern, denn der Bart kitzelte und Will machte sich einen Spaß daraus, mich damit noch mehr zu streicheln. Seine Hände schoben sich erneut unter mein T-Shirt und fanden auch den Weg zu meinen Brustwarzen, die sich ihnen neugierig und nach Berührung lechzend entgegenreckten.

Erschrocken und auch erregt keuchte ich auf, schloss die Augen, legte meine Arme nach hinten um Wills Nacken und signalisierte ihm so, dass ich diese Berührungen durchaus genoss.

Will verwöhnte meine Brust mit den Händen und meinen Hals mit seinen Lippen – gelegentlich auch mit seinem Bart.

Früher und bei jedem anderen wäre ich dabei wahrscheinlich schreiend rausgerannt, aber bei Will.....

Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwann lag ich nackt auf meinem Bett und Will kniete über mir. Langsam und sehr sanft strich er über meine Brust.

"Hm, ich liebe es, wenn ein Mann keine Haare auf der Brust hat", sagte er leise.

"Ich auch", antwortete ich, wobei mein Atem schon etwas hektisch wurde. Diese Berührungen gingen mir durch und durch.

"Dann wirst du wohl von mir enttäuscht sein, denn ich habe Haare auf der Brust."

Irgendwie brach gerade eine Welt in mir zusammen. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass es nur der Bart war, der bei Will haarig war. Trotzdem blieb der erwartete Ekel aus. Langsam richtete ich mich auf, ließ Wills Augen dabei nicht aus dem Blick, strich mit einem Finger über die Knopfleiste seines Hemdes und begann, langsam jeden Knopf seiner Aufgabe zu entheben. Ruhig erwiderte Will meinen Blick und ließ mich machen.

Als das Hemd endlich offen war, schob ich vorsichtig – als wenn ich in einen Korb mit Schlangen greifen würde – meine Hände unter den Stoff und fühlte ... glatte Haut!?

Irritiert wendete ich meinen Blick von Wills Augen und sah hinunter. Nein, mein Tastsinn hatte mich nicht getäuscht. Wills Brust war blank und schier – und fing in diesem Moment zu beben an, denn Will lachte.

"Ich mag nicht nur keine Haare bei anderen, ich mag sie auch bei mir nicht. Deshalb rasiere ich sie ab. Außer meinen Bart, den nimmt mir keiner, der ist mir heilig."

Eilig hatte Will sich das Hemd abgestreift, Hose und Unterwäsche folgten und dann waren wir beide nackt.

Nun begann mein Herz doch zu rasen. Vorsichtig ließ ich meinen Blick über Wills Körper streifen, immer darauf gefasst irgendwo doch Haare zu entdecken. Doch dieser trainierte, muskulöse und für sein Alter noch wirklich knackige Körper war vollkommen haarlos. Aufatmend strich ich immer wieder über die Brust, ließ meinen Hände über den Rücken streichen und schob sie schüchtern auch in Richtung Schoß. Will ließ alles mit einem Lächeln geschehen.

Langsam küsste er sich über meine Brust, bedachte meine Brustwarzen ausgiebig mit Zärtlichkeiten und wanderte dann langsam über den Bauch hinunter zum Schoß. Bei keiner dieser Aktionen spürte ich seinen Bart. Erst, als er sich zwischen meine Beine kniete und sich langsam über die Innenseiten der Schenkel küsste, strich er bewusst mit dem Bart über die empfindliche Haut dort.

Ich keuchte auf. Diese Berührung schickte ein Prickeln und Kribbeln durch meinen Körper, als wenn tausende von Ameisen durch meine Adern rennen würden und ich glaubte zu vergehen. Irgendwann kamen seine Lippen höher, kosten meine bereits hoch aufgerichtete Männlichkeit und sein Bart strich sanft über den Hoden. Das war zu viel für mich.

Mit einem leisen Schrei bäumte ich mich auf und kam. Als ich keuchend in die Kissen zurück sank, kam Will lächelnd zu mir hoch, küsste mich sanft auf den Hals, wobei auch hier wieder sein Bart über meine Haut strich und ein Prickeln auslöste, und flüsterte mir ins Ohr: "Du bist von der ganz schnellen Sorte, was?"

Mein Blick war noch etwas unfokussiert als ich ihn eindeutig nicht verstehend ansah. Doch Will lachte wieder sein warmes, dunkles Lachen, das mich erschauern ließ.

"Das hab ich noch bei keinem erlebt, dass ihn meine Berührungen derart anmachen."

"Das waren nicht nur deine Berührungen", antwortete ich immer noch etwas atemlos. "Das war dein Bart. Ich steh ja sonst überhaupt nicht auf Haare", gestand ich, "aber dein Bart hat mich irgendwie ganz verrückt gemacht."

"Na, wenn dich mein Bart schon so verrückt macht, was würde denn dann passieren, wenn ich die Haare auf meiner Brust wachsen lassen würde?"

Will lachte wieder und ich wurde rot. Ja, was würde dann wohl passieren?

Nie hätte ich geahnt, dass Haare so erotisch sein könnten.





© 2005 by Yukiyuri

 

 

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