Rollenspiele

Das Telefon klingelte und ich hob entnervt ab, denn das war heute bestimmt das dreihunderste Mal, dass ich aus meinen Gedankengängen gerissen wurde und mich dann erneut in die Problematik dieses Falles einlesen musste. Trotzdem bemühte ich mich um eine freundlich-neutrale Stimme.

"Grundler", meldete ich mich. Am anderen Ende der Leitung meldete sich allerdings nicht, wie erwartet, Frau Schnieders, die Sekretärin unserer Rechtsanwaltskanzlei, sondern Sven, mein Lebensgefährte. Erst jetzt ging mir auf, dass das Klingeln ja jenes gewesen war, dass eigentlich anzeigen sollte, dass der Ruf von außerhalb kam. /Ich bin eindeutig überarbeitet./, schoss es mir durch den Kopf.

"Wann kommt Ihr nach Hause, Meister?", fragte Sven mit seiner weichen Stimme.

Meister? Was hatte er denn nun schon wieder vor? Sven liebte es, unser Sexleben durch Rollenspiele zu bereichern und ich ließ ihn nur zu gerne. Ich persönlich hatte keinen Draht dazu, mir solche Dinge auszudenken, dass konnte Sven viel besser, aber ich machte die kleinen Spiele liebend gerne mit, wenn wir mal wieder als Gladiator und Cäsar, oder als Indianer durch die Wohnung tobten. Da ich als Rechtsanwalt gut verdiente, konnten wir uns eine große Wohnung mit Dachterrasse leisten und hatten viel Platz zum "Spielen". Die Nachbarn waren allesamt Firmen, unsere Wohnung war die einzige im Haus, so dass wir ab 18:00 Uhr auch keine Rücksicht auf den Geräuschpegel nehmen mussten.

Ich sah auf meine Armbanduhr und antwortet herrisch, denn wahrscheinlich lief das heutige Spiel auf irgendwas in Richtung Meister und Sklave hinaus: "Ich bin Punkt 18:00 Uhr zu Hause!"

"Das Essen wird dann fertig sein, Meister", antwortete Sven und legte auf.

Ich lehnte mich zurück und entließ schlagartig die Luft aus meinen Lungen. Noch ein Stunde! Wie sollte ich die denn aushalten? Wenn Sven schon so anfing, dann würde die Nacht heiß werden. Zum Glück war heute Freitag, also konnten wir die ganze Nacht mit unseren Spielchen verbringen. Allein die Vorstellung, was Sven alles vorbereitet haben mochte, machte mich kribbelig, mal davon abgesehen, dass er fantastisch kochen konnte. Als Jura-Student hatte er natürlich ein bisschen mehr Zeit als ich, der ja schon im Berufsleben stand. Nicht das jetzt Missverständnisse über unser Alter aufkommt. Wir sind beide 27, nur Sven ist einige Jahre durch die Welt getingelt, ehe er sein Studium begann.

Widerwillig begab ich mich wieder an meinen Fall und las mich erneut in die Sachlage ein. Nach einer dreiviertel Stunde klappte ich die Akte zu, räumte meinen Schreibtisch auf und begab mich in unserer Anmeldung.

"Ich mache Feierabend, Frau Schnieders und bin das ganze Wochenende nicht zu erreichen." Schließlich wollte ich das, was Sven vorbereitet hatte, in Ruhe genießen und das konnte schon mal leicht das ganze Wochenende in Anspruch nehmen.

Frau Schnieders lächelte wissend, denn sie ahnte wahrscheinlich, wer angerufen hatte. Immerhin hatte sie die Telefonanlage unter sich und konnte sehen, in welches Büro die Anrufe gingen. Sie kannte Sven, da er mich öfters abholte.

"Dann wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, Herr Grundler", sagte sie und zwinkerte mir zu. Sie ahnte ganz genau, dass bei uns zu Hause an diesem Wochenende wohl die Post abgehen würde. Aber sie verlor darüber kein Wort und ich war ihr dankbar für ihre Diskretion. Sie war halt die Perle dieser Praxis, in jeder Hinsicht.

Gut gelaunt verließ ich die Büroräume, stieg in mein Auto und fuhr nach Hause. Mit klopfendem Herzen öffnete ich die Wohnungstür, gespannt was mich heute erwarten würde.

Zuerst erwartete mich Dunkelheit. Auf dem Flur standen nur einige wenige Teelichter. Ich hängte meinen Mantel an die Garderobe, stellte den Aktenkoffer darunter und rief leise:

"Ich bin zu Hause!" Normalerweise kam Sven dann immer angestürmt, warf sich mir an den Hals und bestürmte mich mit heißen Küssen. Ich liebte diese Begrüßung!

Doch heute blieb alles stumm. Langsam ging ich weiter ins Wohnzimmer. Ein warmes Licht empfing mich, welches von Hunderten von Teelichtern herrührte. Sven schien unseren gesamten Vorrat an Kerzen aufgebraucht zu haben.

"Sven, bist du da?", rief ich, als sich immer noch nichts rührte.

"Ich bin hier, Meister", ertönte es plötzlich hinter mir.

Als ich mich umdrehte, stockte mir fast der Atem. Sven stand fast nackt vor mir, nur mit einem kleinen Schürzchen bekleidet. Sein über schulterlanges, braunes Haar umspielte sein schmales, weiches Gesicht und die Kerzen malten wunderschöne Lichtreflexe auf seine nackte und anscheinend auch geölte Haut. In der Hand hielt er eine dampfende Auflaufform.

"Es ist angerichtet, Meister", sagte er, als er die Form auf den gedeckten Esstisch stellte und mir dabei seine einladende Hinterfront präsentierte, über der neckisch die Schleife der Schürze hing.

Am liebsten hätte ich ihn gleich auf dem Esstisch vernascht, aber ich wollte sehen, was er sich für heute ausgedacht hatte. Außerdem hatte ich einen Mordskohldampf und der Auflauf roch einfach köstlich. Also setzte ich mich und harrte der Dinge, die da noch kommen würden. Sven servierte mir das Essen und bei jeder Drehung und Bewegung flog das Schürzchen gewagt hoch, aber nie lange genug, dass ich einen Blick darunter erhaschen konnte. Endlich setzte sich Sven ebenfalls an den Tisch und begann schweigend zu essen. Immer wieder glitt sein Blick jedoch unter den langen Ponyhaaren hervor zu mir. Ich fragte mich, was er wohl vorhatte und fragte ihn danach.

"Lasst Euch überraschen, Meister", war seine Antwort und er schenkte mir dabei so ein verführerisches Lächeln, dass mir das Essen fast im Hals stecken blieb und nur mein enormer Hunger mich zum Weiteressen bewegen konnte. Nachdem wir endlich fertig waren und der Tisch abgeräumt war, kam er zu mir, zog mich vom Stuhl hoch und flüsterte:

"Meister, wollt Ihr Euch nicht etwas bequemes anziehen, während ich den Nachtisch anrichte?" Ich konnte nur stumm nicken. Diese Situation knisterte nur so vor Erotik. Flink war ich im Schlafzimmer verschwunden und schmiss mich in meine dunkelrote, mit reichen Goldstickereien verzierte Dschellaba[1], die ich von einem Urlaub in Marokko mitgebracht hatte. In diesem weiten, nachthemdartigen Gewand fühlte ich mich enorm wohl. Außerdem fand ich es sehr passend, bei diesem Meister und Sklaven-Spiel, denn ich kam mir darin wie ein orientalischer Pascha vor. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, stockte mir nun endgültig der Atem.

Auf dem Esstisch lag, jetzt nur noch mit einigen Karambole[2]-Scheiben "bekleidet", Sven, umgeben von vier dicken Kerzen. Er lächelte mich an.

"Kommt, Meister, ich bin Euer Nachtisch", flüsterte er heiser, bemüht seine Rolle weiterhin durchzuhalten. Was mich jedoch wunderte, war, dass er seine Erregung so sehr im Griff hatte, dass die Karambole-Scheiben dort liegen blieben, wo er sie platziert hatte.

Langsam ging ich auf den Esstisch zu, verschlang Sven schon mit den Augen und malte mir aus, was ich gleich alles mit ihm tun würde. Meine Dschellaba beulte sich bereits verdächtig, aber mein kleiner Freund hatte genug Platz, da ich in weiser Voraussicht auf jegliche Unterbekleidung verzichtet hatte.

Als ich dann vor dem Tisch stand, konnte ich mich an Svens Körper nicht satt sehen. Mein Blick fiel auf sein Gesicht und in seine wunderschönen grauen Augen, die mich mit ihrem Blick, doch endlich Hand an ihn zu legen, beschworen. Bedächtig strichen meine Hände an seinen Beinen hoch, gefolgt von meinen Lippen. Mein Freund keuchte kurz auf, biss sich dann jedoch auf die Lippe, um seine Rolle als Sklave trotzdem noch halbwegs durchzuhalten. Genussvoll naschte ich die Obstscheiben von seinem Schritt, was mir ein unterdrücktes Keuchen von Sven bescherte. Ich blickte hoch in sein erhitztes Gesicht.

"Macht dich das an, mein Sklave?", fragte ich leise. Sven nickte nur. Also ließ ich meine Zunge ganz langsam einmal von unten nach oben über die gesamte Länge seiner mittlerweile verhärteten Männlichkeit streichen. Wieder erntete ich ein unterdrücktes Keuchen. Mein Freund versuchte wirklich, sich zu beherrschen. Sonst ist er immer der Wildere von uns beiden.

Langsam umrundete ich den Esstisch, küsste mich dabei über Svens gesamten Körper, bis ich seine herrlichen weichen Lippen erreichte , die ich dann auch sofort vehement einnahm. Eine Hand strich begehrlich über seinen schlanken Körper, mit der anderen stützte ich mich neben seinem Kopf ab.

Aber Sven gab sich nicht mit der passiven Rolle zufrieden. Behutsam strich er mit der Zunge über meine Lippen, forderte Einlass, den ich ihm nur zu gern gewährte. Sofort verstrickte er meine Zunge in einen wilden Tanz, der bald mal in seinem, mal in meinem Mund stattfand.

Plötzlich spürte ich eine Hand, die sanft über meine bereits nicht unbeträchtliche Erektion strich. Sven massierte mich sehr gekonnt durch die Dschellaba und heizte mich damit noch mehr an.

Da ich wusste, dass unser etwas altersschwacher Esstisch das Gewicht von zwei erwachsenen Männern und einem wilden Liebesspiel, denn darauf würde es hinauslaufen, nicht unbeschadet überstehen würde, nahm ich meinen Liebling, ohne den Kuss zu unterbrechen, auf den Arm und trug ihn ins Schlafzimmer.

Auch hier brannten Hunderte von Teelichtern und zauberten eine erotisch-sinnliche Atmosphäre. Erst jetzt bemerkte ich sie und dass hier leise orientalische Musik lief, die mir vorhin, als ich mich umzog gar nicht aufgefallen war.

Behutsam löste ich den Kuss und sah Sven an. Seine Augen glitzerten vor Verlangen, seine Lippen waren leicht geöffnet und feucht vom Kuss. Er sah einfach zu herrlich aus. Ich liebte alles an ihm. Sein halblanges Haar, seine grauen Augen, seine sinnlichen Lippen, die so herrlich küssen konnten, seinen schlanken Körper, vor allem, wenn er sich in Ekstase und Lust unter mir wand.

Svens zarte Figur und sein weiches Gesicht hatten schon viele veranlasst ihn für ein Mädchen zu halten, sodass wir selten angepöbelt wurden, wenn wir uns in der Öffentlichkeit küssten oder händchenhaltend durch die Stadt gingen. Aber auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wir standen beide zu unserer Homosexualität.

Behutsam legte ich Sven aufs Bett, kam gleich über ihn und setzte mich auf seine Oberschenkel. Seine Brust hob und senkte sich aufgeregt, sein Blick war verlangend und ich gedachte nicht, ihn lange warten zu lassen.

Langsam krabbelten Svens Hände unter der Dschellaba meine Oberschenkel hoch, strichen zart über die Innenseiten, ohne den Blick von meinem Gesicht abzuwenden.

Ich blieb einen Augenblick einfach still sitzen und genoss seine streichelnden Hände, die dann langsam weiter hoch strichen, über meinen Bauch und dann zur Brust. Sven hatte sich dabei aufgesetzt, zog nun sanft am Saum meines Gewandes und flüsterte:

„Meister, wollt Ihr nicht die Kleidung ablegen?“

Sein Blick hatte sich regelrecht in meinen Augen festgefressen. Ich schluckte trocken. Was war heute nur mit Sven los? Er war schon immer sehr sinnlich und gerade im Bett pure Erotik, doch heute übertraf er sich selber. Wie in Trance zog ich die Dschellaba über den Kopf und ließ sie einfach neben das Bett fallen.

Kaum erschien mein Gesicht wieder aus dem Stoff, vereinnahmte Sven meine Lippen derart stürmisch, dass ich hintenüber fiel. Sofort war Sven über mir, strich mit den Händen begehrlich über meinen Körper, rieb seine Erektion an meiner und keuchte ungehemmt in meinen Mund. Nur kurz löste er seine Lippen von meinen.

„Martin, ich will dich!“, stöhnte er und presste sein Becken an meines. Wir waren beide so erregt, dass uns das Rollenspiel im Moment völlig egal war. Wir wollten uns nur noch gegenseitig spüren. Für Spielereien hatten wir noch das ganze Wochenende Zeit.

So nickte ich nur und fragte kurz: „Oben oder unten?“

Svens Lippen waren in der Zwischenzeit auf Wanderschaft über meinen Körper hinuntergegangen.

„Unten!“, nuschelte er in meinen Bauchnabel, kam schnell wieder hoch, nachdem er noch einmal über meine Männlichkeit geküsste hatte und blickte mich mit bereits verhangenen Augen an.

Tastend fuhr meine Hand in die Schublade des Nachtisches und stöberte eine Weile darin herum bis ich gefunden hatte, was ich suchte. Ich zog eine bereits arg ramponierte Tube Gleitgel hervor.

Entsetzt starrten wir sie beide einige Sekunden an, ehe ich stöhnend in die Kissen zurückfiel.

„Scheiße!.... Leer!“

„Warte!“

Sven krabbelte von mir runter. Ehe er rausstürmte rief er mir über die Schulter noch zu:

„Im Bad ist noch eine Tube!“

Zwei Herzschläge später war er wieder da, legte sich neben mich und hielt mir die Tube hin. Danach greifen und Sven in einen wilden Kuss verstricken war eins. Ohne von ihm abzulassen drückte ich mir eine großzügige Menge auf die Handfläche, die ich dann auf Svens Hintereingang verteilte. Die Oberschenkel bis zu den Knien hinabstreichend, drückte ich diese auseinander und weiter nach oben.

Svens Atem ging bereits sehr schnell und auch ich war nicht mehr der Ruhigste. Noch einmal sah ich in die geliebten grauen Augen und suchte in ihnen eine Bestätigung, die ich auch sofort erhielt. Zügig, aber nicht übereilt drang ich in ihn ein, nachdem ich mir den Rest des Gels auf meine eigene Erektion geschmiert hatte.

Wenige Stöße später hielt ich inne und sah Sven entsetzt an. Auch er hatte die Augen aufgerissen.

„Arrrgh....... Scheiße....... Martin, was ist das?!“, fragte er entgeistert und versuchte mir zu entkommen. So schnell wie ich in ihn eingedrungen war, so schnell war ich auch wieder draußen. Mit einem unterdrückten, schmerzhaften Keuchen rannten wir beide ins Bad und unter die Dusche.

„Martin, warum brennt das so??!!“

Svens Stimme war schmerzverzerrt, während er versuchte, seinen Hintern von der brennenden Substanz mittels der Dusche zu befreien.

„Ich weiß es nicht“, antwortete ich und hielt mein bestes Stück erneut unter den Wasserhahn.

Jegliche Erregung war gewichen, bei uns beiden. Nach circa zwanzig Minuten intensiver Waschungen kehrten wir beide sichtlich abgeschlafft ins Schlafzimmer zurück. Ich lies die Deckenlampe aufflammen und suchte die Tube, deren Inhalt ich in Verdacht hatte, für diesen Vorfall verantwortlich zu sein. Unter dem Bett wurde ich fündig und konnte ein plötzlich in mir aufsteigendes Lachen nicht mehr zügeln.

Sven sah mich entgeistert an. Unter Lachtränen reichte ich ihm die Tube. Er sah sie einen Moment an, sackte vor dem Bett zusammen und hielt sich nun auch den Bauch vor Lachen.

Seinen kraftlosen Fingern entglitt eine Tube BLENDODENT Zahnputzgel.



[1] Weites, arabisches Männergewand. Sieht aus, wie ein überdimensionales, bodenlanges Nachhemd.

[2] Sternfrucht

 

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