Clan der Könige

Teil 5


Das Schütteln und harte Aufkommen der Kutsche bei jedem Schlagloch, Ast oder Stein zerrte an Friedrichs Nerven und seinen Knochen. Seine Muskeln schmerzten unerträglich und zum unendlichsten Male streckte und dehnte er sich. Zum Glück war die Kutsche geräumig und sie war im Grunde auch besser gefedert als jede Kutsche, die er kannte. Nur bei dem Zustand der Straßen versagte die beste Federung, die für Geld zu haben war. Der samtschwarze Nachthimmel breitete sich über ihnen aus und so war Friedrich durch die klammfeuchte Luft und die fortgeschrittene Zeit auch noch frierend und müde.
Tapfer hielt er sich aufrecht und suchte sich eine bequemere Stellung, auch wenn er nicht mehr wusste, wie er sich noch setzen sollte.

Lucien sah, dass Friedrich mit dem Unbill der Reise zu kämpfen hatte, auch das kurze Schaudern, hervorgerufen durch die Kühle der Nacht und seiner wahrscheinlichen Übermüdung, entging ihm nicht. Mit einem Lächeln stand er auf, nahm aus dem Gepäcknetz eine warme Wolldecke und hängte sie sich um die Schultern. Dann setzte er sich neben Friedrich, legte einen Arm um ihn und zog ihn so mit unter die Decke.

"Zu zweit ist es wärmer", flüsterte er ihm ins Ohr. Lucien war froh, kurz vor ihrer Abreise noch einmal auf Jagd gewesen zu sein, so dass sein Körper warm war, ohne dass er es willentlich veranlassen musste und dass diese Wärme auch einige Zeit anhalten würde.

Friedrich bekam eine Gänsehaut und der plötzliche Temperaturunterschied jagte ihm einen weiteren Schauer ein. Doch die Stimme so nahe bei ihm, brachte ihn fast zum Zittern. Dennoch wehrte er sich nicht gegen die Nähe. Die Alternative bestand darin, weiter zu frieren und er hatte genug Nächte auf der Landstraße verbracht, um zu wissen, dass das keine Alternative war.

Friedrich konnte nicht sagen, was ihn an Lucien das Fürchten lehrte. Der Comte war zuvorkommend und äußerst höflich. Und bis auf Andeutungen ließ dessen Verhalten keinen Tadel zu. Aber die Angst war da, instinktiv und tief in ihm drin. Friedrich versuchte sich zu entspannen.

"Danke", erwiderte er lauter und durchbrach mutwillig und mit voller Absicht die Intimität, die Lucien hatte schaffen wollen.

"Oh, keine Ursache, mon ami [mein Freund]", raunte er lächelnd an dessen Ohr, nur um es federleicht, wie die Berührung eines Schmetterlingsflügels, mit den Lippen zu streifen. Vorsichtig zog er die Decke um sie beide dichter. So nahe war er dem jungen Mann noch nie gekommen. Lucien konnte das Unbehagen, welches Friedrich empfand, förmlich riechen, ebenso wie er die pulsierende Kraft und Energie seines Blutes spürte. In Gedanken beglückwünschte er sich dazu, vor der Abreise gejagt zu haben, denn er war sich mit einem Mal nicht mehr so sicher, ob er dieser Versuchung hätte widerstehen können, wenn er hungrig gewesen wäre.

Friedrich währenddessen biss die Zähne aufeinander.

"Monsieur...", begann er, hörte dann jedoch auf und schwieg. Schweigen war jetzt wirklich besser. Hilflos krallte sich der Sekretär in die Decke und versuchte die Fassung zu wahren. Das hier überstieg seine Fähigkeit zu ignorieren bei weitem und Friedrich bedauerte schon jetzt, dass er diese Reise unternehmen musste.

Lucien lächelte, was Friedrich in der Dunkelheit, die in der Kutsche herrschte, selbstverständlich nicht sehen konnte und das war auch gut so. Sollte er ihm weiter zusetzen? Dann bestand allerdings die Gefahr, dass er ihn vollkommen verschreckte, was Lucien auf keinen Fall wollte. Sicher, es war für ihn beschlossene Sache, dass Friedrich, der ganz erstaunliche Qualitäten aufwies, irgendwann in die Welt der Dunkelheit eintreten würde und er, Lucien Fabrice Benedict, Comte de Montfort, Ahn eines der mächtigsten und angesehensten Clans dieser illustren Gesellschaft der Nacht, würde den jungen Preußen auf jeden Fall zu seinem Kind machen, doch sollte diese Entscheidung auch von Friedrich mitgetragen werden, denn Kinder, die ihren Erzeuger ablehnten, waren wie wandelnde Zeitbomben. Erst musste er Friedrichs Vertrauen gewinnen, dann konnte er ihn zu sich holen. Also beschloss Lucien, ihn für den Rest dieser Reise in Ruhe zu lassen und lehnte sich deshalb mit geschlossenen Augen zurück, zog Friedrich leicht mit nach hinten an die Lehne und sagte: "Versuchen Sie noch ein wenig zu schlafen, wir werden bestimmt noch zwei Stunden unterwegs sein."

Friedrich widersprach nicht, doch brauchte er fast eine Stunde, ehe ihn die Müdigkeit so überwältigt hatte, dass er auch tatsächlich ungeachtet der Gesellschaft des Comte einschlief. Er bemerkte nicht, wie er den Halt an dessen Schulter verlor und sein schwerer Kopf nach vorn sank.

Lucien, der nur gedöst hatte, wurde durch diese Bewegung sofort wach und griff blitzschnell zu, damit Friedrich nicht von der Bank kippte.

Jedoch erwachte dieser nicht. Vollkommen übermüdet, bewegte er sich nur leicht und sank dann wieder tiefer in den Schlaf.

Lächelnd gewahrte der Comte diesen Umstand, drückte Friedrich sanft gegen die Rücklehne und zog ihn gleichzeitig ein wenig näher an sich. Nur so nahe, dass er dessen berauschende Nähe und Wärme spüren konnte, aber weit genug entfernt, damit dieser sich nicht bedrängt fühlte, sollte er erwachen.

+++

Friedrich erwachte erst am nächsten Abend wieder. Er lag in einem fremden Bett und die Sonne verschwand gerade in purpurnen Farben hinter dem Horizont. Er fühlte sich wie zerschlagen und in einem unbekannten Zimmer aufzuwachen, wenn man doch eigentlich eine rumpelnde Kutsche unter sich erwartet hatte, war seltsam irreal. Müde setzte er sich auf und sah, wie der Himmel sich grau und dann schwarz färbte. Die ersten Sterne entzündeten ihr Licht.

"Bon soir, Friedrich." Leise erklang die Stimme aus der Dunkelheit, ehe sich der Sprecher daraus hervorschälte und neben das Bett trat. Lächelnd setzte sich Lucien auf die Bettkante und strich mit einer sanften Bewegung eine der honigfarbenen Locken aus Friedrichs Gesicht.

"Ausgeschlafen?", fragte er leise.

Friedrich schnappte nach Luft.

"Bon soir", grüßte er.

"Ihr habt mich erschreckt. Ist es immer noch Nacht oder schon wieder?" Friedrich hatte Schwierigkeiten die Zeit richtig einzuordnen.

"Die Sonne ist gerade untergegangen, also ist schon wieder Nacht. Ich bitte um Vergebung, dass ich die Zeit verschlafen habe, Monsieur. Ich werde gleich Euer Essen richten."

Lächelnd hinderte der Comte Friedrich daran, das Bett zu verlassen.

"Ich glaube kaum, dass Sie mein Essen richten wollen, Friedrich", sagte er mit einem undeutbaren Lächeln und eindringlicher Stimme.

Friedrich schlug das Herz bis zum Halse.

"Dann will ich dafür sorgen, dass wir weiterreisen können, Monsieur. Bitte vergebt mir, dass ich meine Pflichten vernachlässigt habe." Mit verhülltem Unbehagen schlug Friedrich die Decke zurück und versuchte aufzustehen, sofern der Comte den Wink verstand, dass das sein Wunsch war.

"Wohin wollen Sie denn noch reisen, Friedrich? Wir sind bereits auf dem 'Mont de Montfort'." Lucien lächelte und drückte Friedrich sanft in die Kissen zurück. "Ruhen Sie sich aus, der Reise war anstrengend."

Friedrich sah sich irritiert um. Waren sie tatsächlich schon angekommen? Gehorsam sank er in die Kissen zurück.

"Wie Ihr wünscht", flüsterte er leise. Friedrichs Gedanken rasten, doch dann schienen die Anstrengungen ihren Tribut zu fordern und sie versiegten nach und nach. Nach wenigen Atemzügen fielen ihm die Augen zu und er schlief wieder ein...

Ein Lächeln glitt über Luciens Gesicht. Liebevoll zog er die Decke um Friedrich zurecht, strich ihm nochmals eine Strähne aus dem Gesicht und erhob sich, um den Raum zu verlassen. Doch dann besann er sich, drehte sich noch mal um und beugte sich hinunter zu dem schlafenden jungen Mann.

"Schlaf, mon cœur [mein Herz], bald wirst du mein sein, in jeder Hinsicht", flüsterte er und küsste ihn sanft auf die Lippen, die so herrlich warm und voller Leben waren.

 

Friedrich ging noch einmal die Papiere durch. Innerlich fluchte er und zog sich dann wieder selbst zur Ordnung, vermerkte, was er noch alles zu beichten hatte. Die Liste war schon unerträglich lang geworden. Es wurde Zeit. Aber erst in zwei Tagen war Sonntag, so dass er die Kirche aufsuchen konnte. Jetzt fesselte ihn die Arbeit und sie schien sich zu türmen, seit sie in Reims waren.

Der Comte hielt sich bis jetzt bedeckt, was genau er dem Verwalter vorwarf. Einige Ungereimtheiten gab es, aber nichts, was man als schwerwiegend hätte einstufen müssen. Eine Verwarnung würde genügen.

Sie hatten ein stillschweigendes Abkommen getroffen. Friedrich arbeitete bei Tag, ging den laufenden Geschäften nach und arbeitete sich langsam in die Belange des Weingutes ein, während Lucien sein nächtliches Leben fortsetzte. Am Abend gesellte er sich dann zu Friedrich, wenn dieser zur Nacht speise. Dann unterhielten sie sich, Friedrich erstattete Bericht über die Fortschritte seiner Arbeit und Lucien lauschte interessiert. Ja, der junge Mann war wirklich ein hervorragender, sehr gewissenhafter Sekretär. /Und bestimmt auch ein sehr heißblütiger Liebhaber, wenn man erst das Feuer in dir geweckt hat/, dachte Lucien und betrachtete Friedrich aus dem Augenwinkel, als dieser ihm einige Erklärungen zu einigen Papieren gab, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Er trat hinter ihn, stützte sich rechts und links von ihm auf den Schreibtisch und sah ihm über die Schulter, als Friedrich auf ein Papier wies.

"Das Gut wird hervorragend geführt. Renard ist ein guter Verwalter", erklärte Friedrich.

"Ein, zwei Kleinigkeiten. Doch die sind ohne Belang und leicht aus der Welt zu schaffen."

Friedrich konnte nicht verhindern, dass sich ihm wieder die Nackenhaare sträubten. In letzter Zeit geschah dies immer öfter und er hoffte, dass sein Herr dies nicht bemerkte und das Unbehagen auf seine Anwesenheit münzte.

"Soll ich dem nachgehen oder wollt Ihr das selbst regeln?", fragte er, um von seiner Situation abzulenken, aber auch, um die Arbeit zu ihrem Ende zu führen.

"Ich denke, das sollten Sie machen, Friedrich. Sie haben diese Sachen aufgedeckt, also bereinigen Sie sie auch." Lucien drehte Friedrich mit dem Stuhl zu sich um, stütze sich auf den Armlehnen auf und sah ihm tief in die Augen.

"Warum fürchtest du dich vor mir, mon cœur?", fragte er leise.

Friedrichs Augen wurden bei diesem Vorwurf größer und die Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben.

"Verzeiht, Monsieur, es hat nichts mit Euch zu tun. Wenn Ihr mit mir unzufrieden seid, dann bitte ich Euch, mein Entlassungsgesuch zu akzeptieren." Friedrich hatte mit dieser Entscheidung verstärkt in den letzten Tagen gerungen und jetzt war sie ausgesprochen. Sein ungebrochener Blick machte trotz der Hintertür für den Comte deutlich, dass er seine Entlassung wünschte und diese Frage willkommener Anlass war. Gleichzeitig fürchtete sich Friedrich in diesem Moment noch mehr und so stellte er sich selbst die Frage. Nur die intime Anrede 'mein Herz' mied er.

Lucien wich nicht einen Millimeter von Friedrich, sah ihn unverwandt an.

"Nein, ich bin mit deiner Arbeit nicht unzufrieden und würde es sehr bedauern, wenn ich dich verlieren würde." Damit ließ er bewusst offen, ob sich dieser Verlust auf die Position als Sekretär oder auf Friedrichs Person bezog.

"Dann möchte ich gern wissen, was Ihr von mir wünscht", begehrte Friedrich zu wissen und spürte selbst, wie diese Forderung ihm die Luft abschnürte.

"Oh Friedrich, bist du wirklich so naiv?", fragte Lucien lachend und richtete sich wieder auf, ließ seinen Blick aber weiterhin auf dem jungen Mann ruhen.

Der schüttelte nach einer Weile den Kopf und schien mit sich selbst zu kämpfen.

"Ich kann Euch in dieser Hinsicht nicht dienen, Monsieur. Euch mag es richtig erscheinen, auf diese Art zu begehren. Aber ich kann nicht. Bitte entschuldigt mich." Friedrich erhob sich und nutzte den geringen Abstand, um sich abzuwenden und das Zimmer zu verlassen. Sein Herz flatterte fast ängstlich wie ein Vogel in seinem Käfig. Wieso konnte der Comte es nicht auf sich beruhen lassen?

Zuerst ein wenig verdutzt, dann doch recht amüsiert blickte Lucien seinem Sekretär nach.

"Oh mon petit chou [mein kleiner Liebling], du möchtest eine Verführung nach allen Regeln der Kunst? Ich soll dich erobern? Das kannst du haben", lachte der Comte leise.

Während dieser so dachte und sich buchstäblich die Lippen leckte, wusste Friedrich nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Mangels Alternativen lief er in sein Zimmer. Was sollte er tun? Dem Comte in die Augen zu schauen, war ihm nach dieser Szene so gut wie nicht möglich. Andererseits war damit seine Stellung faktisch wirklich gekündigt. Schweren Herzens ging Friedrich zu seinem Schrank und öffnete ihn.

Vielleicht wurde es Zeit, dass er nach Hause zurückkehrte. Seine Studien waren erfolgreich und er hatte viel Erfahrung in mannigfaltigen Bereichen bekommen. Er würde zu Hause sein Auskommen finden und dann, wie ihm seine Mutter geschrieben hatte, auch heiraten. Friedrich seufzte leise. Anscheinend war es ein Wink Gottes, sich wieder auf den Weg zu begeben.

Lucien überlegte nun, wie er weiter mit Friedrich verfahren sollte. Dann kam ihm eine Idee, die es nur noch ein wenig auszuarbeiten galt. Er lächelte stillvergnügt in sich hinein. Ja, das würde gehen! Der Graf begab sich in seine Gemächer, schrieb einen Brief, dessen Besorgung er absichtlich nicht Friedrich auftrug, sondern nach Jean läutete, damit dieser das Schriftstück zustellte.

"Monsieur?" Jean stand dienstbereit in der Tür.

"Was ich kann ich für Euch tun?"

Lächelnd übergab ihm der Graf das versiegelte Schriftstück.

"Bring diesen Brief zu August. Nimm dir so viele Leute mit, wie du brauchst, um das Jagdschloss vorzubereiten." Jean verneigte sich. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal zum Comte um und sagte mit einem wissenden Lächeln: "Bonne chasse, Monsieur le Comte. [Gute Jagd, Herr Graf.]"

In der Zwischenzeit hatte Friedrich alle seine Sachen gepackt, die er mitgebracht hatte. Die Kleidung, die ihm als Sekretär des Comte zustand, beließ er im Schrank. Wenn der Morgen graute, wollte er sich auf den Weg machen. Er hatte ausgerechnet, dass er es noch vor Anbruch der kalten Jahreszeit schaffen könnte, wieder zu Hause zu sein.

Doch jetzt war er noch hier und er hielt einen Brief in den Händen. Trotz dessen, dass es keiner weiteren Formalitäten bedurfte, war es seine Pflicht, sich zu verabschieden und dem Comte sein Entlassungsgesuch zu überreichen. Friedrich sah sich in dem Zimmer um, das ihm in Reims als Schlaf- und Arbeitszimmer gedient hatte. Bis auf den Brief hatte er wirklich nichts mehr hier zu tun. Selbst sein Salär hatte er gut verstaut und zum Teil in den Saum seines Mantels eingenäht.

Leise seufzte er und schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Friedrich würde sich nicht davonschleichen wie ein geprügelte Hund oder ein Dieb. Entschlossen, sich nicht wieder ins Bockshorn jagen zu lassen, verließ der dunkelhaarige Mann sein Zimmer. Seine Schritte hallten gedämpft von den Wänden der weitläufigen Gänge wieder, hie und da von Teppich zum Verstummen gebracht. Als er vor der Tür stand, hob er seine Hand, um zu klopfen. Einen Herzschlag lang hielt er inne, dann erklang das Gesuch, eintreten zu dürfen.

Lucien sah auf, als er das Klopfen vernahm, rief leise herein und wartete gespannt, wer nun erscheinen würde. Lächelnd begrüßte er Friedrich. "Ah, mein getreuer Sekretär. Was gibt es?"

Friedrich kam sich schäbig vor.

"Ich..." Seine Stimme überschlug sich und landete bei der Wortlosigkeit. Leise räusperte er sich.

"Verzeiht, dass ich störe, aber ich wollte um meine Entlassung bitten. Ich wollte Euch außerdem danken." Etwas unschlüssig stand Friedrich bei der Tür, ehe er sich entschloss, zum Schreibtisch zu gehen, um den Brief zu überreichen.

"Verzeiht mein Unvermögen", wisperte er und verneigte sich.

Mit gerunzelter Stirn hörte er Friedrich zu, nahm den Brief entgegen, den er kurz überflog. Ja, es war die Kündigung seines Sekretärs.

"Non, mon cher, ich werde dich nicht aus meinen Diensten entlassen. Gibst du immer so leicht auf? Läufst du vor jeder kleinen Gefahr, vor jeder Herausforderung weg?" Lucien erhob sich und blickte Friedrich direkt in die Augen.

"Wir werden morgen einen kleinen Ausflug nach 'Mon Bijou', dem Jagdschloss der de Montforts machen." Die Stimme des Grafen ließ keinen Widerspruch zu, ebenso wenig wie dessen Blick.

Friedrich entglitten die Gesichtszüge und er verlor die Fasson.

"Aufgeben?", wiederholte er entgeistert.

"Ich gebe nicht auf", widersprach er heiser, die versteckte Drohung überhaupt nicht wahrnehmend. "Es ist doch offensichtlich, dass ich Euch nicht die Dienste erweisen kann, die Ihr von mir wünscht. Und mit Verlaub, Ihr werdet sie auch nicht von mir bekommen."

Friedrich schüttelte entsetzt den Kopf.

Am liebsten hätte Lucien laut aufgelacht, aber er ließ es bei einem kleinen, feinen Lächeln. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und wanderte durch den großen Raum, blieb dann vor der Bücherwand stehen und drehte sich abrupt herum.

"Welche Dienste verlange ich denn von dir?", fragte er mit einem Glitzern in den Augen.



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