Clan der Könige

Teil 6


Friedrich stolperte zurück. Nervös zupfte er am Saum seiner Jacke.

"Ich...", stotterte er. Sein Mund blieb für einen Moment offen, dann schloss er ihn wieder.

"Verzeiht, ich wollte Euch nichts unterstellen." Friedrich trat verzweifelt den Rückzug an und schalt sich selbst einen Narren.

"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich bitte nur, mein Gesuch anzunehmen."

"Nein, ich denke nicht daran, so einen hervorragenden Sekretär gehen zu lassen." Dann wurde er geschäftlich. "Monsieur Schuster, ich nehme Ihr Gesuch hiermit nicht an", sagte Lucien und betonte das 'nicht' besonders.

Friedrich wusste nicht, was er tun sollte. Darauf gab es nichts zu erwidern. Geschlagen senkte er nach einer Weile den Kopf.

"Wie Ihr wünscht, Monsieur. Wünscht Ihr heute noch etwas oder darf ich mich zurückziehen?" Friedrich presste die Kiefer aufeinander, so dass es hörbar knirschelte. Dennoch hieß er sich, Ruhe zu bewahren. Er hoffte, dass es nur eine Laune war und der Comte ihn gehen ließ. Von dessen Ländereien zu fliehen, war eine Alternative, an die er noch nicht denken wollte.

/Oh ja, ich würde mir sehr viel von dir wünschen, mon cœur, aber alles zu seiner Zeit/, dachte Lucien. Laut sagte er dann: "Nein, Monsieur Schuster, für heute wäre das alles. Die Dinge, die Sie aufgedeckt haben, werden Sie dann morgen mit Renard regeln. Gute Nacht." Lucien wandte sich einem Buch aus dem Regal zu.

Friedrich sah sich auf brüske Art entlassen. Er verneigte sich und verließ das Zimmer des Comte. Als er die Tür geschlossen hatte, ging er für einen Moment angemessen, dann jedoch lief er die Gänge entlang zurück in sein Zimmer. Erst dort angekommen gönnte er sich einen Augenblick der Schwäche und sank zusammen.

Wie hatte sich doch die gute Anstellung gewandelt und wurde zu einem einzigen Horror. Erst nach Minuten fand Friedrich wieder zu sich und versuchte Trost im Gebet zu finden. Doch er scheiterte. So blieb ihm nicht mehr, als den Tag abzuwarten und den Morgen zu begrüßen.

 

+++

 

Die Reise nach 'Mon Bijou' war kurz, dass Jagdschloss lag nur wenige Meilen vom Stammsitz der de Montfort entfernt in den dichten Wäldern, die die Ortschaft Craonne umgaben. Jean hatte wieder einmal unter Beweis gestellt, dass Lucien gut daran getan hatte, ihn zum Ghul zu machen. Das Schloss war blitzsauber, die Dienerschaft vollzählig anwesend und August, der Jagdaufseher, war ebenfalls instruiert.

Friedrich hingegen schien überhaupt nicht von der Reise angetan und in Anbetracht der vorigen Nacht war dies auch kein Wunder. Wie es ging, wich er dem Comte aus und versuchte seine Arbeit zu tun, an der er jedoch jegliche Freude und Kraft verloren hatte.

Sein Blick wirkte ängstlich und scheu, wie der eines aufgescheuchten und gefangengenommenen wilden Tieres.

Lucien hingegen genoss ihren Aufenthalt in 'Mon Bijou'. Er hatte fast alle Diener wieder nach Hause geschickt, nur die Köchin und ein Zimmermädchen waren geblieben, ebenso wie der allgegenwärtige Jean, der den beiden Männern aufwartete.

"Messieurs, kann ich Ihnen das Abendessen bringen?" Jean sah vom Comte zum Sekretär und dann wieder zum Comte.

"Ja, Jean. Für mich das übliche, für Monsieur Schuster das Menü, welches Babette vorbereitet hat." Lächelnd sah er von dem Buch auf, in dem er gerade gelesen hatte.

"Sehr wohl!" Der Diener verneigte sich und ging. Friedrich sah von seiner Arbeit auf. Der Comte hatte ihn in sein Arbeitszimmer zitiert und ihn mit Nichtigkeiten beschäftigt. So wie es aussah, würde er heute Nacht nicht mehr seine Ruhe haben. Friedrich verspürte schon jetzt einen inneren Horror vor dem Abendmahl, aber er fürchtete sich noch mehr vor der Nacht. Das Schloss war klein, geradezu winzig. Selbst die Zimmer der Dienerschaft waren so gut wie nicht vorhanden. Die Zimmer des Comte beschränkten sich auf eine kleine Bibliothek, die gleichzeitig das Arbeitszimmer beherbergte, einem großen Saal, der für Feiern da war und einem einzigen Schlafzimmer. So wie Friedrich das herausgefunden hatte, gab es aber nicht sehr oft offene Jagden, so dass dieser Umstand nicht ins Gewicht fiel.

Friedrich machte sich Sorgen und es fiel ihm schwer, sich auf den Brief zu konzentrieren, den zu schreiben ihm aufgetragen worden war.

"Machen Sie Schluss, Friedrich, der Brief kann warten. Lass Sie uns etwas essen." Er stand auf und ging zum Tisch, den Jean gerade gedeckt hatte. Für Friedrich hatte er ein fulminantes Drei-Gänge-Menü serviert, vor dem Comte stand das obligatorische Glas mit der dunkelroten Flüssigkeit. Mit einem jovialen Lächeln hob er sein Glas und prostete seinem Sekretär zu.

Friedrich ließ zögernd die Feder sinken. Gehorsam legte er sie ab und erhob sich.

"Wie Ihr wünscht!" Mit leiser Stimme kam Friedrich dem Befehl nach. Er setzte sich zu Lucien und sprach nach einem kaum bemerkbaren Gebet mit wenig Appetit dem Essen zu. Ab und zu glitt Friedrichs Blick auf das Glas, doch dann senkte er wieder die Augen. Er hatte schon vor langer Zeit die seltsamen Gewohnheiten des Comte kennen gelernt und sie nie hinterfragt. Weder dessen Vorliebe für die Nacht, noch dessen Essgewohnheiten. Nur sehr selten nahm er in Gegenwart von Friedrich mehr zu sich, als ein Glas dieses... Friedrich hatte keine Ahnung, um was es sich handelte. Er wollte es auch nicht wissen. Doch all diese Details hatten sich in den letzten Stunden zu einer immer dichterwerdenden Bedrohung gewandelt und wirkten nicht mehr wie der Spleen eines hohen Herrn.

"Was geht dir im Kopf herum, Friedrich?", fragte Lucien leise, denn er konnte sehen, dass der junge Mann schwere Gedanken bewegte. "Wovor fürchtest du dich? Vor mir? Vor meiner nächtlichen Lebensweise? Erzähl mir von deinen Ängsten, vielleicht kann ich sie dir mit ein paar Antworten nehmen."

Friedrich sah auf. Seine Gabel senkte sich gen Teller, dann legte er sie ab.

"Es ist Eure Art zu leben. Es ist nicht an mir, darüber zu urteilen. Nur warum besteht Ihr darauf, dass ich dieses Leben teilen soll? Was wollt Ihr von mir?"

"Kannst du die Wahrheit vertragen, Friedrich?", fragte Lucien ruhig. Er sah ihn über den Rand seines Glases fest an. Wenn es sein musste, würde er sein Geheimnis offenbaren, doch er hoffte, dass er damit noch Zeit hatte, denn Friedrich war bei weitem noch nicht so weit. Noch war er nicht bereit, in die Welt der Dunkelheit einzutauchen und einer der ihren zu werden. Außerdem wollte Lucien ihn viel lieber erst zu seinem Geliebten machen, ehe er ihm den Kuss schenkte.

"Was ist so schrecklich an der Wahrheit, dass ich sie nicht ertragen könnte? Da Ihr wünscht, dass ich bleibe, werde ich wohl mit dieser Wahrheit fürs Erste leben lernen müssen", antwortete ihm sein Sekretär steif.

"Möchtest du sie direkt oder soll ich sie ein wenig verpacken?", fragte Lucien nun deutlich amüsiert.

"Ihr macht Euch über mich lustig, Herr", rief Friedrich erzürnt und am Ende seiner strapazierten Geduld. Er wusste, dass er sich in gefährliches Fahrwasser begab und dass er den Zorn seines Herrn heraufbeschwören würde, sollte er weiterhin es an Benehmen und Höflichkeit mangeln lassen.

"Verzeiht", erklärte er mit einer leichten Verneigung. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er aufgestanden war und beinahe den Stuhl zum Fallen gebracht hätte. Jetzt nutzte er seine Position, um sich in Demut zu üben.

"Sagt es mir, wie es Euch beliebt und wann Ihr es für richtig haltet." Friedrichs Augen waren auf seinen Teller gerichtet, wo sein fast unberührtes Abendessen lag. Er sah nicht das feine Lächeln des Comte.

"Nein, Friedrich. Nichts liegt mir ferner, als mich über dich lustig zu machen." Lucien hatte sich bei dem heftigen Ausbruch seines Sekretärs ebenfalls erhoben und ging nun mit einem feinen Lächeln auf ihn zu, betrachtete einen Moment den gesenkten Kopf, ehe er das Kinn des jungen Mannes sanft anhob um ihm in die Augen blicken zu können.

"Die Wahrheit? Sie ist manchmal bitter wie Medizin, manchmal süß, wie die Lippen einer Jungfrau. Was für mich die jungfräulichen Lippen sind, kann für dich vielleicht bittere Medizin sein, mon cher. Doch egal ob sie dir nun zusagt oder nicht, ich werde nicht damit hinter dem Berg halten." Lucien sprach sanft und mit beruhigender Stimme. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen seine Vampir-Fähigkeiten einzusetzen, um den jungen Deutschen für sich zu gewinnen, doch es war ihm wichtig, dass sich Friedrich aus freien Stücken für ihn entschied.

"Die Wahrheit ist: Ich will dich."

Wie wurde er in der Reaktion seines zukünftigen Geliebten enttäuscht. Er konnte sehen, wie dessen Augen größer wurden. Das Entsetzen hätte kaum größer sein können, hätte ihm Lucien eröffnet, dass er ein Vampir sei. Dass er einem Dämon gleich die Nacht durchstreifte, jagend nach dem Blut der Menschen.

Menschen, so wie er, Friedrich. In der vollen Kraft ihres Lebens. Berauschend, sinnlich, warum...

In Friedrichs Augen glomm Abscheu und Ekel. Doch über die blassen Lippen, die zu einem schmalen Strich geworden waren, kam kein Wort. In einer bestimmten Geste wandte Friedrich seinen Kopf zur Seite und befreite so sein Kinn aus der fordernden Haltung.

"Verzeiht", flüsterte Friedrich, "aber wie ich Euch schon sagte, ich kann Euch nicht auf diese Weise dienen. Ich ersuche Euch, mich aus Euren Diensten zu entlassen." Die ruhige Stimme täuschte ein erfahrenes Ohr nur schwerlich. Sie verriet, dass Friedrich gegen einen inneren Sturm kämpfte.

"Du sollst mir nicht dienen, Friedrich, sondern du sollst aus freien Stücken zu mir kommen. Ich kann dich nicht zwingen, noch kann ich es dir befehlen und ich will es auch nicht, denn Liebe muss von allein erwachsen." Der Comte ließ die Hand sinken und strich dabei wie zufällig über Friedrichs Brust, hielt unverwandt den Blick auf das schöne Gesicht gerichtet, in dem sich der Kampf, der in Friedrichs Inneren tobt, nur zu deutlich zu sehen war.

Friedrich wollte fragen, ob das der Preis war, dass er entlassen wurde und endlich wieder frei sein konnte. Er hätte niemals geglaubt, dass er sich einmal gefangen fühlen konnte. Innerlich fühlte er eine Warnung aufsteigen, diese Frage nicht zu stellen. Gleichzeitig fragte er sich, wieso der Comte auf die absurde Idee kam, dass er, Friedrich, auch nur das geringste Interesse an ihm hatte. Friedrich schalt sich einen Narren und wies sich zurecht. Es galt einen kühlen Kopf zu bewahren und hier mit heiler Haut wieder rauszukommen.

Schon jetzt erzitterte Friedrich vor Scham und Wut. Doch er wusste, dass ihn der Comte nicht gehen lassen würde.

"Ich glaube nicht, Herr, dass Ihr mich aus freien Stücken bekommen werdet. Ich werde mich Euch nicht überlassen..."

Der Comte lächelte geheimnisvoll. "Wir werden sehen, mon cœur, wir werden sehen." Mit diesen Worten ließ er Friedrich stehen und begab sich auf die Jagd.

 

Leise klopfte er an das Fenster der jungen Magd, die es ihm lächelnd öffnete. Gewandt kletterte Lucien in ihr Zimmer, drängte sie stürmisch auf das Bett. Noch während sie beide engumschlungen darauf fielen, nestelte der Comte die Verschnürung ihrer Bluse auf.

"Heute so stürmisch?" Die junge Frau lachte leise.

 

Friedrich stand noch eine ganze Weile einfach nur da. Ihm war übel und er hatte das Gefühl, einem großen Unheil entkommen zu sein. Ganz knapp nur, aber er war, was auch immer, entkommen.

Doch jetzt stand er hier und der Comte würde wiederkommen. Irgendwann würde er sich nicht mehr mit einem 'Nein' abgeben und nehmen, was er glaubte, dass ihm zu gehören habe. In den zahlreichen Diskussionen und Disputen hatte Friedrich das Wesen des Comte erfassen und kennen lernen dürfen. Ein Freund, ja. Aber als Feind war es besser, nicht mehr in seiner Reichweite zu sein. Friedrich drehte sich auf dem Absatz um. Die Schöße seines Rockes wehten, als er die Treppe hinauflief. In Windeseile griff er nach seiner Reisetasche und warf die notwendigsten Sachen hineinein. Er achtete kaum auf die Stufen, als er geschwind wieder zu dem Tisch lief, wo er noch das Abendbrot wusste. Flüchtig wickelte er Brot und Fleisch ein und packte noch eine Flasche Wein dazu. Er würde gehen. Ungefragt und ohne Referenz und seinen Lohn.

 

"Ja, Marie, und hungrig", grinste Lucien, als er ihr das Hemd über die milchweißen Schultern streifte. Leidenschaftlich küsste er sie, streichelte über ihre dralle, sehr weibliche Figur, ehe er vorsichtig in sie eindrang.

Der Himmel begann im Osten bereits einen purpurroten Streifen über den Horizont zu schicken, als sich Lucien aus Maries Armen löste. Noch einmal leckte er sanft über die zwei kleinen, runden Wunden an ihrem Hals und brachte den Blutstrom zum Versiegen.

"Danke, Marie", flüsterte er ihn ihr Ohr, küsste sie zärtlich und richtete sich dann vom Bett auf.

Maries Augen verfolgten ihn mit glasigem, müden Blick. "Wann kommt Ihr wieder, Monsieur le Comte?", fragte sie matt.

"Bald, ma chere. Wenn du dich erholt hast." Er lächelte sie an und wandte sich zum Gehen. Ehe er das Zimmer verließ, wie er es betreten hatte, legte er einige Louisdor auf den kleinen Tisch am Fenster.

 

Kaum hatte er das Jagdschloss betreten, sagten ihm seine Sinne, noch bevor es Jean tat, dass Friedrich weg war. Lächelnd nickte er auf Jeans Worte, dann begab er sich in das Schlafzimmer.

"Schick Patrick hinterher. Er soll herausfinden, wie weit er kommt." Jean verneigte sich kurz.

"Soll er ihn wieder herbringen, Monsieur?", fragte er.

Lucien überlegte kurz. "Nein." Er schüttelte den Kopf. "Ich werde ihn selber herholen. Patrick soll nur herausfinden, wo er ist."

Dann begab er sich zur Ruhe, denn die Sonne machte bereits Anstalten, sich über den Horizont zu erheben.

 

Friedrich sah die Sonne, die Lucien in die dunkle Umarmung seines Schlafes trieb, und lief durch sie angespornt schneller. Zu Fuß konnte er nicht so schnell vorwärts kommen, wie er es gewünscht hätte. Der Comte würde ihn so jederzeit einholen können, dessen war sich Friedrich bewusst. Er musste einen anderen Weg finden, wie er sich diesen aufdringlichen Baron vom Leib halten konnte.

Fast rannte er, als er die ersten Bauern auf den Feldern sah und die ersten Bettler seinen Weg kreuzten, die sich aufmachten, um in die Städte und Dörfer einzufallen, aus denen sie nicht selten des Nachts vertrieben wurden, wenn es den Herren der Städte oder dem Vogt gefiel. Mit den ersten Sonnenstrahlen kehrten sie jedoch zurück, um ihr Auskommen an jenen eben so ungastlichen Orten zu finden. Friedrich überlegte kurz und schlug den selben Weg ein. Er würde sich in eine Reisekutsche einmieten, soweit seine Barschaft ausreichte.

Patrick – Kutscher, Laufbursche und Mann fürs Grobe des Grafen – hatte sich eines der Pferde gesattelt und war Friedrichs Spuren gefolgt, die er Dank seiner verstärkten Sehfähigkeiten als Ghul des Comte so gut sehen konnte, als ob der junge Mann direkt vor ihm ging. Bald sah er eine einsame Gestalt auf der Landstraße, die eiligen Schrittes auf die Stadt zustrebte. Patrick hielt Abstand, damit Friedrich ihn nicht bemerkte und folgte ihm bis zum Stadttor.

Er war zufrieden darüber, Friedrich folgen zu können. Obwohl die Stadttore gerade geöffnet worden waren, vibrierten die Straße vor geschäftiger Betriebsamkeit. Die ersten Gasthäuser öffneten ihre Tore und luden ein, sich an den einfachen Speisen zu laben und dem Wein und dem Bier zu huldigen. Der Duft der Backwaren, gefertigte von den kundigen Händen von Bäckermeistern und -gesellen, verbreitete sich in den engen Gassen.
Auf dem Märkten wurde schon fleißig gefeilscht und eng an eng drängten sich Käufer und Verkäufer und lauthals schreiende Hausierer.
Friedrich strebte eines der Gasthäuser an. Hier, so war ihm gesagt worden, könnte er sich in eine Reisekutsche einmieten. Er musste sich beeilen. Manche Richtungen wurden nur alle paar Wochen angefahren. Aber welches auch immer das Ziel einer Reise war, die meisten fuhren früh am Tag und Friedrich tat gut daran, sich zu beeilen.

Er hatte Glück. Als er ankam, war noch ein Platz frei und so tauschte er sein Geld bis auf einen kleinen Rest in ein Ticket, das ihm die halbe Strecke nach Berlin auf Schusters Rappen ersparen und ihn so schneller aus der Reichweite des Comte bringen würde.
Friedrich verdrängte den Gedanken daran, dass er am Ende des Tages jeden Muskel und jeden Knochen spüren würde. Jetzt hatte er noch 5 Minuten, um sich auszuruhen, bevor die Kutsche abfahren würde und diese Zeit wollte er nutzen.

Nervös kaute Patrick auf seiner Unterlippe herum. Was sollte er jetzt tun? Der Comte hatte ihm auftragen lassen, dass er Friedrich nur beobachten sollte und dann dem Grafen Bericht erstatten. Doch wenn er dies am Abend tat, war der junge Mann bereits Meilen entfernt und selbst Lucien als Vampir konnte entgegen aller anderslautenden Gerüchten nicht fliegen, um ihn einzuholen. Plötzlich grinste er, denn ihm war etwas eingefallen. Schnellen Schrittes ging er zu dem Agenten der Reisekutsche, wechselte einige Worte mit ihm, dann wechselte eine kleine Geldbörse den Besitzer und der Mann nickte. Schnell verschwand der Geldbeutel in dessen Rock.

Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck trat der Agent an Friedrich heran.

"Monsieur? Es tut mir unendlich leid, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass es ein Versehen gegeben hat. Das Ticket, welches Sie soeben erworben haben, wurde bereits vor längerer Zeit reserviert und ist damit leider nicht verkäuflich. Selbstverständlich erstatten wir Ihnen den Preis." Damit klimperte er mit einigen Münzen in der Hand.

Friedrich sah den Mann erschrocken an.



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