Hjalmar und Frank

Teil 7


Franks Augen weiteten sich unmerklich. "Ich hab mir nur die Hand gebrochen", widersprach er. "Ich kann ja wohl allein auf Toilette gehen. Das hab ich schließlich heute Morgen auch gemacht und irgendwas kleines brauch ich jetzt in meinen Magen, der hat seit gestern Nachmittag nichts mehr bekommen."

Sehr renitent, stellte Thomas fest.

Mit einem Seufzer setzte er sich zu Frank.

"Ich weiß, was Sie sich gebrochen haben. Ich weiß, was ich mit Ihnen gemacht habe. Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Sie über zwei Stunden bewusstlos waren, sich unter Narkose befanden. Dass Sie heute Nacht einen Überfall überlebt und einen Schock hinter sich gebracht haben, wobei ich persönlich dabei nicht ganz sicher bin. Ich will verhindern, dass Sie zusammenrutschen, nur weil Sie mal kurz auf die Toilette wollen oder sich übergeben, weil Ihr Magen nicht mitspielt.

Wenn Sie weiterhin so vehement gegen mich arbeiten, werde ich sehen, dass Sie tun, was ich sage. Sollten Sie der Meinung sein, mich deswegen verklagen zu müssen, dann können Sie das tun und vergessen Sie mich dabei nicht, wenn Sie Ihre Hand dabei benutzen."

Thomas lächelte traurig.

"Ich bin nicht Ihr Feind, Herr Rebner. Ich habe außer Ihrem Namen, nichts über Sie und ich behandle Sie dennoch. Wenn ich Ihnen also vertraue, dann würde ich mich wirklich darüber freuen, wenn Sie die Behandlung nicht durch Ihren Dickkopf zunichte machen. Natürlich... letzten Endes kann ich Sie nicht daran hindern, sich selbst zu verletzen, nur dadurch wird es auch nicht besser. Wer immer Ihnen das angetan hat, er hat Erfolg gehabt."

Hjalmar machte Frank ein Zeichen, Thomas nicht weiter zu widersprechen, denn sonst würden sie wahrscheinlich noch zum Mittag hier drin sein und ihm knurrte mittlerweile auch der Magen, denn der Tee war gewiss nicht dazu angetan, zu sättigen.

"Ich werde ihn schon ans Bett nageln, damit er nicht aufsteht", versprach Hjalmar.

"Verstehen Sie mich doch bitte, Thomas!", sprach Frank leise weiter. "Ich will hier einfach nur raus und vergessen was geschehen ist und ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Mühe, die Sie sich mit mir gemacht haben, aber..." Der junge Fliesenleger verstummte. Er war es leid sich zu verteidigen, dann sagte er hart: "Es waren Freunde meines Bruders und das nur, weil ich schwul bin..." Nun war es heraus und Frank hätte sich am liebsten selbst in den Hintern gebissen. Warum nur hatte er seinen Mund nicht halten können?

Thomas versteifte sich, als er die Worte hörte und den Vorwurf gegen den eigenen Bruder von Frank.

"Das ist der Grund, warum Sie fast zu Tode geprügelt werden? Tut mir leid, aber mit fehlt dafür das Verständnis."

Er verstummte, weil ihm die passenden Worte fehlten.

"Ich kann Ihnen jetzt viele Ratschläge auf den Weg geben, aber letztlich müssen Sie selbst entscheiden, was Sie tun. Aber Vertrauen wäre wirklich ein Anfang. Beißen Sie nicht in die Hand, die Ihnen helfen will. Ich habe keine Präferenzen, was Menschen und ihr Liebesleben anbelangt. Mir vollkommen egal. Darin können Sie sich sicher sein. Ruhen Sie sich aus und lassen Sie sich von Hjalmar verwöhnen und wenn es Ihnen wieder besser geht, dann können Sie sich oder auch wir zusammen überlegen, was wir machen können, damit das nicht noch einmal passiert."

Thomas drehte sich um und lächelte seinem Freund zu.

"Ich übergebe dir die Verantwortung, ich muss leider weiter machen." Noch immer lächelnd sah er dann wieder zu Frank.

"Ich freue mich, Sie erst heute Abend wieder zu sehen. Denn wenn ich heute nicht eher hochkommen muss, dann bedeutet das, dass es Ihnen gut geht und das würde mich freuen und Sie sicher auch."

Seinen Kittel glattstreichend, erhob er sich und verließ dann die beiden, nicht ohne zuvor noch mit einem Nicken seinen Gruß zu entbieten, während ihm das doch eben Gehörte durch den Kopf ging und ihn hinsichtlich seiner Mitmenschen mal wieder zweifeln ließ.

Hjalmar atmete hörbar aus, als der Arzt den Raum verließ. "Mensch, Kleiner, was war denn das eben für ein Ausbruch?", fragte er irritiert. Er setzte sich neben Frank, genau wie Thomas eben zuvor. Leicht strich er ihm über die Schulter. "Thomas meint es doch nur gut mit dir." Er blickte zur Infusion, die bestimmt noch eine halbe Stunde laufen würde. "Weißt du was, ich bringe dich jetzt nach oben und stopft dich in mein Bett, dann mache ich dir ein 'leichtes' Frühstück á la Hjalmar und dann sehen wir weiter. Und das mit der Toilette musst du nicht so eng sehen. Klar lasse ich dich da drin allein, genau wie wir das heute Nacht durchgezogen haben. Hat doch prima geklappt." Er sah auf Frank hinab, dann zog er ihn vorsichtig in seine Arme und streichelte dessen Rücken. "Wollen wir los?", fragte er dann leise.

Frank schmiegte sich eng an Hjalmar. Er war richtig gehend froh, dass der Arzt den Raum verlassen hatte. "Ja, lass uns hochgehen", murmelte er. "Ich werde hier nur wahnsinnig."

"Nix gehen, ich trage dich, sonst frisst mich erst Hiltraud und dann Thomas auf." Grinsend strich er Frank eine wirre Strähne aus dem Gesicht, hakte dann die Infusion vom Ständer und legte sie Frank auf den Schoß. "Gut festhalten, der Hjalmar-Krankentransport-Service begrüßt Sie an Bord. Nächster Halt: Mein Bett, nach einem kurzen Zwischenstopp beim Gottesgericht am Tresen." Mit diesen Worten nahm er Frank auf den Arm, bugsierte die Tür mit Ellenbogen und Fuß auf und trat hinaus in den Gang. Am Tresen machte er kurz Halt, teilte Hiltraud mit, dass sie beide nun die Praxis verließen und Thomas sie am Abend noch einmal besuchen würde. Dann stürmte er mit seiner leichten Last die Treppe hinauf in seine Wohnung und bettete Frank vorsichtig wieder in sein Bett. Mit einem Grinsen hängte er die Infusion an einen Ständer, der in der Ecke stand und erklärte: "Ich halte es auch nicht lange unten bei Thomas in der Praxis aus. Er kennt mich, deshalb darf ich nach den OPs auch immer in meinem eigenen Bett aufwachen. Allein dafür lohnt sich schon der Infusionsständer."

Frank schmiegte sich in die Arme, die ihn trugen und an die breite Brust. Er konnte sich noch immer nicht erklären, wieso er gerade diesem großen Mann vertraute, aber etwas an Hjalmar zog ihn magisch an. Als er die weiche Matratze unter sich fühlte, atmete Frank endlich auf und sah zu Hjalmar auf. "Sagst du Thomas, dass es mir leid tut, aber ich kann in einer Klinik nicht einfach ich sein..."

"Das kannst du ihm heute Abend am besten selber sagen." Er hauchte Frank einen Kuss auf die Nasenspitze, ehe er sich wieder die Treppe hinunter begab. Aus der offenen Küche rief er hinauf: "Guck mal über dich, an der Dachschräge über dem Bett hängt ein Spiegel." Er grinste breit, als er Franks zuerst fragenden, dann verstehenden und anschließend anzüglich grinsenden Blick sah. "Nicht was du denkst!" Er grinste noch breiter. "Wenn du ein Stück im Bett hoch rutschst, dann kann du mich in der Küche sehen." Er winkte, um Frank zu verdeutlichen, was er meinte, drehte sich um und begann mit den Frühstücksvorbereitungen. "Tee oder Kaffee?", fragte er nach oben und stellte den Wasserkocher an.

Frank hob den Blick und lächelte. Tatsächlich, er konnte Hjalmar von hier aus beobachten. "Ein Kaffee wäre mir lieb, aber dein Bekannter sagte doch, dass ich erst in drei Stunden etwas essen darf und dann auch nur was leichtes, also werd ich wohl einen Tee nehmen."

Fest hielt er den sanften Riesen im Blick und befand das ihm gebotene Programm als sehr interessant. Am liebsten wäre er jetzt in die Küche gestürmt und hätte Hjalmar nicht nur in einen leidenschaftlichen Kuss gezogen.

Grinsend werkelte Hjalmar weiter, warf ab und zu einen Blick nach oben und lächelte Frank über den Spiegel an. Als endlich alle Vorbereitungen getroffen war, stellte er alles auf ein riesiges Tablett, welches er vorsichtig über die schmale Wendeltreppe auf die Empore und zum Bett trug. "Setzt dich mal richtig hin", kommandierte er mit einem Grinsen, stellte dann das Tablett vor Franks angezogene Beine. "Aber erst mal werde ich dich abstöpseln, die Infusion ist ja durch." Routiniert löste er die Verbindung zwischen Schlauch und Venenverweilkanüle und schob den Ständer wieder in seine Ecke. Dann zog er sachte die Kanüle aus der Vene, drückte einen Tupfer darauf und bog Franks Arm hoch. "Halt den Tupfer noch einen Augenblick fest und drück ordentlich drauf, dann gibt es auch keinen blauen Fleck." Nachdem er alles Medizinische weggeräumt hatte setzte er sich im Schneidersitz Frank gegenüber aufs Bett. "So, nun lass uns endlich was essen, sonst falle ich tot vom Bett." Er schenkte Frank eine Tasse voll duftenden Kaffee ein. "Hier, damit dein Kreislauf auf Touren kommt", grinste er. "Ich weiß, was Thomas gesagt hat, aber du klapst mir eher vor Hunger oder Unterzuckerung zusammen, als das dir mein Super-Frühstück aus dem Gesicht fällt." Er selber nahm sich eine Tasse Tee. Als Frank seinen Blick über das Tablett schweifen ließ, erblickte er frischen Toast, mageren Schinken und fettarmen Käse, Konfitüren, Honig, Cornflakes und Orangensaft. "Leider nur aus der Tüte", erkläre Hjalmar, als er Franks Blick auf der Karaffe ruhen sah. "Und wenn du dir die Margarine nicht gerade fingerdick auf den Toast schmierst, wird dein Magen auch nicht rebellieren." Ohne auf Frank weiter zu warten, begann er zu essen.

Fest drückte Frank den Tupfer an sein Armgelenk und schaute Hjalmar lächelnd an. "Der blaue Fleck würde auch nicht weiter auffallen."

Einmal leckte sich Frank über die Lippen, dann gönnte er sich eine Tasse Kaffee und stellte verwundert fest: "Eigenartig, ich hab noch nicht eine Zigarette geraucht, seit ich bei dir bin", und schmierte sich ein Toast mit Honig und legte eine Scheibe Käse drauf. Als er Hjalmars Blick bemerkte erklärte er leise: "Eigenartiges Essverhalten gehört zu meiner Familie, aber bei mir beschränkt es sich auf Käse mit Honig und hartgekochtes Ei mit Ketchup. Meine Mutter ist noch schlimmer. Sie isst Tomate mit Zucker."

Hjalmar griente, als er Franks Bemerkung über sein familiäres Essverhalten hörte. "Och, ich habe einen Freund, der isst Nutella-Toast mit Käse, das finde ich viel schlimmer. Mein schwedischer Großvater belegte sein Brot fingerdick mit Butter, darauf kam Leberwurst, ein Löffel voll Honig und wenn er hatte, noch eine Scheibe Käse, der aber auch fingerdick. Mir ist als Kind immer schlecht geworden. Meist hat Mormor mir dann ein Marmeladenbrot gemacht und mich zum Spielen geschickt", grinste Hjalmar. Dann biss er erneut in sein Toast, kaute eine Weile, ehe er weitersprach. "Also dies ist ein absoluter Nichtraucher-Haushalt und das wird auch so bleiben. Wenn du deinen Krebs unbedingt füttern musst, dann gehst du raus auf den Ansprache-Balkon. Aber solange Thomas dir Bettruhe verordnet hat, wird darauf sowieso nichts. Auch wenn ich einige von seinen Anordnungen umgehe, diese werde ich strengstens überwachen. Wie gesagt und wenn ich dich ans Bett nageln muss." Dabei grinste er wie ein großer Junge.

"Das kann ich gut verstehen", grinste Frank Hjalmar an und biss endlich in sein Toast. "Marmelade mag ich nicht so", gab der junge Mann zu. "Ich bin der Käsetyp, der am liebsten Mozarella mit Tomate isst und was das Rauchen angeht - keine Sorge, ich qualme niemandem die Bude voll und ich komme auch ganz gut ohne aus, aber dann muss ich abgelenkt sein."

Ein fragender Blick huschte zu Hjalmar, der gemütlich kaute. "Darf ich mich denn auch auf deine Couch verziehen und fernschauen, damit ich mich nicht zu Tode langweile? Oder hat dein Arzt mir auch den Fernseher verboten?"

"Nö, das Sofa will ich dir nicht antun, da kann man zwar gut drauf sitzen, aber schlecht drauf liegen. Wenn du mal deinen Blick darüber schweifen lässt", er wies in eine Ecke der Empore, wo auf einer Kommode ein Fernseher stand, "dann wirst du feststellen, dass ich auch gerne im Liegen Fernseh gucke." Kauend sprach er weiter. "Nee, fernsehen hat dir Thomas nicht verboten. Ist ja weder Sport noch Sex." Nun grinste er so breit, dass sein Ohren von den Mundwinkeln Besuch bekamen. "Ob du allerdings Sendung mit den entsprechenden Inhalten sehen darfst, das entzieht sich meiner Kenntnis." Er überlegte einen Moment. "Hm, damit wir da ganz sicher gehen, solltest du vielleicht nur Trickfilme angucken. Also in Bambi und Cinderella ist bestimmt kein Sex. Oh nee, in Cinderella küssen sie sich ja, dass geht also nicht. Hm, was habe ich denn noch da. Ja, Urmel aus dem Eis, da ist garantier kein Sport und ganz bestimmt auch kein Sex drin. Genau, das kannst du dir nachher ansehen." Mit tot ernster Miene sah er Frank an.

"Was ist denn 'Urmel aus dem Eis'?", fragte Frank grinsend und nahm sich eine Schüssel, die er mit Cornflakes und O-Saft füllte, dann begann er dies genießend zu verspeisen. Er wusste genau, dass Hjalmar seine lange Erklärung zu Sport und Sex nicht ernst gemeint hatte und so stellte er leise fest: "Wenn ich ehrlich bin, dann wühl ich mich lieber mit jemanden durch die Kissen, als dass ich es mir anschaue, also Sex steht sicherlich nicht auf meiner Filmliste."

"Waaaaas?" Hjalmar sah Frank entsetzt an. "Du kennst 'Urmel aus dem Eis' nicht? Man, das ist doch schon fast Kult, das muss man gesehen haben. Ist ein Film von der Augsburger Puppenkiste, mit Marionetten. Ich liebe diese schrägen Figuren einfach", schwärmte Hjalmar. "Der lispelnde Pinguin, der immer in die "Mupfel" von dem.... ja, was ist Wawa eigentlich?", überlegte der Blonde. "Ich glaube, dass ist ein Waran. Dann gibt es da noch Wutz, ein Schwein, das Haushälterin bei dem Professor ist, einen Seelöwen, der so was von schräg singt, da rollen sich dir echt die Fußnägel auf, und eben Urmel, dass in einem Ei auf einem Eisblock an den Strand der Insel geschwemmt wird, auf dem diese Tiere und der Prof leben. Irgendwann schlüpft Urmel dann aus diesem Ei und stellt die ganze Insel auf den Kopf. Urmel ist nämlich ein kleiner Drache oder Dino, das habe ich bis heute noch nicht rausgekriegt." Er unterbrach seinen Redeschwall um einen Schluck Tee zu trinken.

Nachdem seine Begeisterung wieder auf Normalnull gesunken war, fragte er mit einem leichten Grinsen: "So, so, du wühlst dich also gern durch die Kissen? Scheinst ja ein ganz Schlimmer zu sein. Sag mal, hast du überhaupt schon mal mit einem Mädchen geschlafen? Ich meine, so als Vergleich?" Offen schaute er Frank an.

Frank verzog das Gesicht. Er mochte keine Puppen und schon gar nicht Marionetten. Auch er hatte als Kind die 'Augsburger Puppenkiste' gesehen, aber da konnte niemals von freiwillig die Rede sein, denn seine Mutter war der Fan gewesen, nicht er. Er konnte die Figuren einfach nicht ausstehen und das hatte sich bis heute nicht geändert.

"Hast du nicht irgend einen Action-Film mit Stallone oder Schwarzenegger oder so?", erkundigte er sich daher und trank den letzten Schluck Saft aus seiner Schale, dann schaute er Hjalmar an und sagte: "Ja, ich habe schon mal mit einem Mädchen geschlafen, da war ich 16..."

"Na, das ist ja noch nicht lange her", grinst Hjalmar. "Hm, du stehst auf gutgebaute Männer, was?", neckte er und begann, das Geschirr zusammen zu stellen. Er erhob sich, trug wortlos das Tablett wieder in die Küche. Von unten rief er rauf: "Wenn du dich lang machst, dann kannst du dir mal die kleine Karteikiste nehmen, die neben dem Bett auf deiner Seite steht. Guck mal durch, ob was dabei ist, was dir gefällt. Ist einmal nach Titeln und einmal nach Art der Filme sortiert." Er kam wieder hoch, stellte eine Flasche Wasser und ein Glas auf den Nachtisch. "Von den Tigerfilmen solltest du die Finger lassen, wenn du anderen beim durch die Kissen wühlen nicht zusehen willst", grinste er.

"Ich steh vor allem auf große Männer", antwortete Frank grinsend. Eigentlich stimmte dies ja gar nicht, denn bisher war er einem Riesen immer aus dem Weg gegangen, aber bei Hjalmar sah die ganze Sache anders aus.

Wie von Hjalmar vorgeschlagen, angelte Frank nun nach dem Karteikasten und erkundigte sich: "Was sind denn Tigerfilme?", wobei er sich bei den Actionfilmen durchwühlte.

"Huh, Süßer, du stehst auf Typen wie mich?", fragte Hjalmar gespielt tuntig und lachte warm auf. Dann ließ er sich neben Frank ins Bett fallen.

"Meine Umschreibung für Pornos. Muss ja nicht jeden, der sich durch die Kartei wühlt, gleich mit der Nase draufstoßen. Manche sagen auch Heimatfilme dazu." Wieder grinste er breit und drückte Frank einen schnellen Kuss auf die Wange. "Als Nachtisch und weil du nicht geweint hast", sagte er leise.

"Ah ja, du meinst so was wie: 'Es jodelt auf der Alm' oder was?" Frank konnte sich ein Lachen gerade so verkneifen, als er an die alten Softpornos aus den 70igern dachte, in denen es ein Bauer mit seiner Magd im Dirndl trieb, auf Hjalmars Frage ging er dabei gar nicht weiter ein.

Plötzlich lief ein Schauer durch seinen Körper, denn er spürte Hjalmars Lippen auf seiner Wange. Er folgte einem Reflex, schlang die Arme um den Hals des Riesen und zog ihn näher, dann suchte er die weichen Lippen auf und ließ sie seine spüren.

Hjalmar war von der plötzlichen Reaktion Franks doch ein wenig überrascht, doch ließ er den Kuss zu. Er musste sogar für sich zugeben, dass er ihn genoss. Als er sich wieder von ihm löste, sagte er: "Nee, meine Filme sind schon ein bisschen heftiger. Die gehen schon echt zur Sache, nicht wie diese Softpornos, wo man doch nichts sieht und nur alles erahnen kann. Mann, die bringen sie ja heute schon fast im Kinderprogramm." Nun musste er doch breit grinsen. "Sind sogar welche dabei, die man damals nur in Dänemark und selbst da nur unter dem Ladentisch bekam."

Ein dunkler Schatten legte sich auf Franks Züge. Der Ausdruck, die gehen schon echt zur Sache, schickten ihm einen Schauer über den Rücken. Denn zu diesem fielen ihm nur SM-Filme ein und darauf stand er nun wirklich nicht. Vielleicht war er auch einfach nur prüde und etwas zu sensibel, aber er mochte den normalen Sex am liebsten. Er würde sich auch nie im Leben fesseln lasse, aber auch nur, weil er noch nie auf jemanden getroffen war, dem er wirklich vertraute.

"Was meinst du, mit zur Sache?", fragte er leise und stellte den Karteikasten zur Seite.

"Na ja, es sind halt echte Pornos, nicht diese Softdinger aus dem Nachtprogramm, wo man nicht mehr sieht als ein bisschen blanken Busen. Die zeigen schon richtig, wie sich die Pärchen miteinander vergnügen. Was hast du denn gedacht?", fragte er jetzt doch vorsichtig nach, denn er hatte das Gefühl, dass Frank darunter eventuell doch was anderes verstand als er selbst.

Erleichtert atmete Frank auf und lächelte, dann kuschelte er sich einfach an Hjalmar, hielt ihm eine der Karteikarten vor die Nase und sagte: "Den will ich jetzt gucken und was deine Frage anbelangt, ich hab an die Sado-Maso-Schiene gedacht und bin jetzt echt erleichtert, dass du auch mehr auf das normale, als das ausgefallene stehst."

"Och, ich habe nichts gegen ausgefallenen Sex, wenn ihn beide wollen. Aber auf SM stehe ich auch nicht, jedenfalls nicht auf die harte Schiene. Wenn du kitzeln, anknabbern und wildes Durchkuscheln als SM bezeichnest, dann bin ich ein Sado-Maso-Fan." Hjalmar grinste mal wieder sein unwiderstehliches Lausbuben-Grinsen. Vorsichtig schob er Frank von sich und stand auf, öffnete einen Wandschrank, der komplett mit Videokassetten gefüllt war, suchte einen Moment und ging dann zu dem Schrank unter dem Fernseher. Die sich öffnenden Türen gaben den Blick auf ein umfangreiches Medien-Equipment frei. Hjalmar legte den Film ein, schaltete den Fernseher ein und reichte Frank zwei Fernbedienungen.

"Die hier ist für den Fernseher und die für den Videorekorder. Ich muss schnell mal telefonieren und in der Uni Bescheid sagen, dass ich heute nicht komme. Fang ruhig schon an, bin gleich wieder da." Abermals hauchte er Frank einen Kuss auf die Lippen. /Warum tue ich das eigentlich?/, fragte er sich halbherzig und wusste im selben Moment, das Franks Art ihn einfach gefangen nahm und er sich dagegen einfach nicht wehren konnte. /Und auch gar nicht will/, grinste er in Gedanken.

"Also ich kuschle auch gern und knabber auch gern an meinem Freund", lächelte Frank und nahm die Fernbedienungen an sich, als ihm einfiel, dass er sich noch gar nicht krank gemeldet hatte und so bekam er von dem zarten Kuss kaum etwas mit. Er schaute Hjalmar hinterher, als dieser die Treppen hinabstieg und fragte: "Kannst du dein Telefon mit hochbringen, damit ich in meiner Firma anrufen kann?"

"Hilfe, ich habe einen Kannibalen in meinem Bett!", kicherte Hjalmar und lief die Treppe hinunter. Keine zwei Minuten später war er wieder da, warf das Handteil seines Telefons auf das Bett. "Da, dann ruf mal an. Ich geh nachher noch mal zu Hiltraud runter und lass mir eine ordentliche Krankschreibung für dich geben." Dann sagte er mit verstellter Stimme, die ältere Arzthelferin imitierend: "Haben sie denn auch ihre Krankenversicherten Karte dabei?" Lachend warf er sich auf das Bett und sah Frank mit einem Glitzern in den Augen an.



weiter

zurück zum Geschichtenindex